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Enderal: Eine Lobpreisung
Post by Ted »
Einführung


Enderal, ach Enderal - noch nie hat mich ein Spiel so begeistert wie dieses. Egal ob Witcher 3 oder Skyrim, beide Male wurden neue Meilensteine gesetzt, beide Spiele sorgten für Begeisterung. Offen gesagt habe ich daher auch storytechnisch von Enderal nichts erwartet, das etwa die famose Witcher 3 Mainquest oder Blood&Wine übertroffen hätte. Nun, zu meiner Schande muss ich gestehen: Selten lag ich so falsch wie hier.

Einziger Kritikpunkt: Ja, die Technik ist mittlerweile veraltet. Das fällt hier aber nicht ins Gewicht, da das Spiel diese Probleme auf großartige Art und Weise zu umgehen weiß. Ja, die Ladescreens in Ark nerven - dafür ist das Wiedereintauchen in die Welt jedes Mal umso schöner! Aber ich schweife ab.... ich möchte hier loben, ich möchte versuchen, die Begeisterung, die Gedankenschwere, die gigantischen Emotionen, die dieses "Spiel" in mir erweckt hat, in Worte zu fassen. Daher möchte ich euch einfach ans Herz legen, bei der Lektüre dieses Textes noch einmal dem großartigen, emotionsgeladenen Soundtrack zu lauschen und euch einfach von Musik und Worten erfüllen zu lassen.

Nebenher anhören --> https://soundcloud.com/marvinkp/enderal ... er-version

(Und am besten in Endlosschleife hängen, um einen unschönen Stimmungswechsel zu vermeiden.....)



Eine Lobpreisung



Was bewegt mich, diese Worte zu schreiben? Was bewegt mich, meine Gedanken und Gefühle hier zu verbreiten? Wohl das, was auch die großartigen, unnachahmlichen Entwickler bei SureAI bewegt: Ich möchte eine Geschichte erzählen. Ich möchte eine Botschaft überbringen, ich möchte euch das erfahren lassen, was mich im Laufe der letzten Tage bewegt hat.

Enderal ist nicht nur ein "Spiel". Enderal ist eine Botschaft, eine moderne Form der Offenbarung. Enderal gelingt das, was kaum jemandem gelingt: Es macht Menschen nachdenklich. Es lässt Menschen innehalten, es verbindet reale Ethik, Philosophie und Religion mit Spielspaß und technischem Können zu einem Gesamtmeisterwerk, das alles bisher dagewesene in den Schatten stellt.
Die virtuose Konformität von Musik, Sprache und Spielgeschehen, diese großartige Umsetzung eines erdachten Konstrukts hin zu einer "erfassbaren" Welt, in die sich der Spieler hineinversetzen kann, ist mehr als perfekt gelungen. Enderal macht uns eines auf wunderbare, aber auch beängstigende Weise bewusst: Wir suchen nach einer Möglichkeit, den Lauf der Zeit, den Plan der "Hohen" zu stoppen, nach dem ultimativen Triumph - doch kann es uns gelingen? Und wenn ja, zu welchem Preis?

Den Realbezug dieses Spiels kann wohl niemand leugnen: Die Menschheit explodiert geradezu, wir überschwemmen diese unsere Erde auf der Suche nach immerwährendem Fortschritt mit unseren Abfällen und Abgasen, leben auf Kosten der dritten Welt und weigern uns, den Konsequenzen ins Auge zu blicken. Wir nähern uns immer bedrohlicher unserer eigenen Kapazitätsgrenze und bemerken nicht, dass auch unsere Zivilisation irgendwann untergehen kann und wird.
Heute kann jeder degenerierte Tourist saufend und lachend über die Ruinen vergangener Zivilsationen schreiten, ohne dabei eines zu erkennen: All diese Zivilisationen waren einmal Hochkulturen. Sie alle waren auf dem Höhepunkt ihrer Zeit, sie alle waren für die "Unendlichkeit" gebaut - und doch sind sie untergegangen. Das Fundament unserer Hochkultur sind die Überreste einer vergangenen Zeit, die praktisch ausgelöscht vor uns liegt und uns still an unser eigenes Schicksal erinnert. Egal ob Rom, Babylon, Ägypten oder Persien: Sie alle sind vergangen.
Im heutigen Kriegsgebiet Syrien und Irak erblühten vor tausenden von Jahren die größten, reichsten und mächtigsten Städte der damals besiedelten Welt. Heute töten dort Menschen, um die Überlegenheit "ihres" Gottes zu beweisen - die Tatsache, dass es auf dieser Welt schon unendlich viele Religionen gab und jede - gleich welcher genauen Ausprägung - schlussendlich mit den Menschen selbst verschwunden ist, scheint sie nicht zu interessieren. Millionen machen sich auf gen Europa, hin zu diesem Kontinent, der für den Großteil der Menschheit eher einer paradiesischen Verheißung gleich kommt als einem einfachen Landstrich.

Und was tun wir Europäer? Wir streiten um nationale Grenzen, hunderttausende folgen wieder rechtspopulistischen Möchtegernführern, die ihre Länder erst bewusst über die Klippe in den Abgrund fahren, um sich dann zurückzuziehen. Seid euch einer Sache bewusst: Für die Entscheidung eines Teils der Bevölkerung muss auch immer der andere Teil bezahlen. Wer daran zweifelt, der blicke nach Großbritannien. Eben dies geschieht nun auch in Enderal: Während die einen die Gefahr des Untergangs erkennen, fahren andere Möchtegernpropheten alle Anstrengungen gegen die Wand. Toleranz und Aufmerksamkeit sind zwei Werte, die hier vollkommen außer Acht gelassen werden und deren Fehlen schlussendlich den Untergang der Enderaläischen Zivilisation begründet. Dennoch ist dieser Untergang nicht final: Auch auf diese Zivilisation wird eine neue folgen, so wie wir auf den Grundsteinen der früheren Hochkulturen auf unserem kleinen Planeten Erde stehen und vergessen, dass wir eben keine Götter sind, sondern auch nur eine Hochkultur unter vielen, die schlussendlich dem Lauf der Natur unterliegen wird.

Die Menschheit betreibt immer stärkeren Raubbau an ihrer Umwelt und wir werden schließlich alle den Preis dafür bezahlen. Die sich immer weiter ausbreitende Armut, Kriege, Seuchen, religiöser und ideologischer Fanatismus, immer stärkere NAturkatastrophen sowie die Bedrohung durch Nuklearwaffen und skrupellose Machtpolitiker, die diese eventuell bald kontrollieren könnten (US-Wahl...) sind nur die Vorboten und Symptome des Problems. Wer die Geschichte kennt, der weiß, dass auf jede Hochzeit der Kultur ein Tiefpunkt folgte.

Sollten wir so weiter machen, werden wir alle diesen Tiefpunkt erleben müssen. Der mittlerweile bevorstehende Zusammenbruch der Europäischen Idee begründet sich hauptsächlich durch die Ignoranz einiger Menschen, die nationalen Eigennutz immer noch vor die Weltlage stellen wollen. Doch seid euch bewusst: Das Rad der Zeit wird sich immer drehen und der Versuch, dies durch rechtspopulistische Parolen aufzuhalten, ist zum Scheitern verdammt. Ebenso ist auch der Versuch, das Rad der Zeit durch rosavernebelte Brillengläser ignorieren zu wollen, zum Scheitern verurteilt.

Was können wir also tun? Nun, die antwort auf diese Frage zu finden ist die Aufgabe eines jeden einzelnen. Ich denke, dass Enderal vielen Menschen die hierzu nötigen Anreize geliefert hat, weg von der Ignoranz, hin zu einer bewussten Betrachtung der Weltsituation. Dafür gilt dem Team mein größter Dank und meine Anerkennung, die ich hiermit zum Ausdruck bringen möchte.

Danke!
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