Der edle Graf und sein Gefolge
Die Hofgesellschaft war wie vom Donner gerührt. Nie hätte man erwartet, das hören zu müssen.War das der Graf, wie man ihn seit Jahren kannte? War er nicht immer wie Wachs in den Händen seines Ministers gewesen? War er nicht gestern, als die Nachricht von desssen Tod gekommen war, in Tränen ausgebrochen und hatte geschluchzt: „Ab heute werde ich alleine sein!“ - Ein Graf, der öffentlich weint, ist schwach. Alles werde also weitergehen wie bisher - so hatten es sich Dienstmannen, Ritter und die anderen Vasallen gedacht. Unklar war ihnen nur gewesen, wen der junge Graf zum Minister machen würde.
Und heute: Der Graf hatte den hohen Herren und dem Klerus bereits einen Tag nach dem Tod seines Ministers zu sich gebeten und der versammelten Gesellschaft nach einer kurzen, beinahe kalten Begrüßung eröffnet, dass er von nun an alle Geschäfte der Grafschaft alleine leiten werde!
„Was die Person betrifft, die mir bei meiner Arbeit helfen soll, so habe ich mich vor allem entschlossen, keinen Minister mehr in meinen Dienst zu nehmen“, fügte er hinzu. „Denn nichts ist in meinen Augen unwürdiger für einen Grafen, als wenn andere die Entscheidungen treffen und für ihn nur der leere Titel bleibt. In Zukunft haben alle meine Vasallen meine Befehle entgegenzunehmen und zu meiner Zufriedenheit auszuführen. Sie werden nichts tun, wozu ich sie nicht beauftragt habe. Sie werden sich bereithalten, mir zu jeder Stunde über ihr Handeln Rechenschaft zu geben.“
Als der Graf eine kurze Pause machte, meinten die Vasallen,die Audienz sei beendet. Sie verbeugten sich tief vor ihm und wollten den Raum verlassen. Der Graf aber schien ihre Verbeugung gar nicht zu bemerken, jedenfalls gab er ihnen kein Zeichen, das es ihnen erlaubt hätte, sich zu erheben. So blieb ihnen nichts übrig, als die weiteren gräfischen Worte mit gebeugtem Rücken anzuhören.<br>
„Sofern Ihnen an meiner Gnade liegt, werden Sie von heute an in meiner von den Göttern geheiligten Person die höchste Autorität unserer Grafschaft anerkennen, neben dem Gott-Imperator höchstselbst. Andernfalls ist für Sie kein Platz mehr in meinem Diesnt. - Meine Herren.....!“
Mit einer fast nachlässigen Handbewegung gab der Graf das zeichen, das den Vasallen erlaubte, sich rückwärts aus dem Zimmer zurückzuziehen. Dabei murmelte der junge Spross einer der ältesten Ritterfamilien: „Das werden wir ja sehen......“