[SPOILER] Der Hintergrund des Maincharacters

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Glycerin
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Ern_Kugel hat geschrieben:
Ich hab aus Interesse einfach mal atme gegoogelt und das lateinische Sprichwort: solange ich atme hoffe ich gefunden.
In der Tat denke ich, dass Atmen nicht für "beginne wieder zu existieren" steht, sondern eher dafür wieder die volle Kontrolle über seinen Körper zurückzuerlangen (Vorraussetzung zum atmen und das was man als Fleischloser eben nicht kann) oder so was in der Richtung, weil was man sowieso schon tut (erkennbar daran, dass man nicht unendlich lange unter Wasser bleiben kann), muss einem ja nicht befohlen werden.
Klar muss man einem Ertrunkenen "befehlen", wieder zu atmen, von alleine machen sie das eher selten. :wink:
Ern_Kugel hat geschrieben:
Und nochaml als Ergänzung zu meinem vorherigen Post, warum denn nur 2 brennende Kreuze im Traum, wenn das die Familie sein soll, die vom Schöpfertempel verbrannt wird?
Es waren doch drei, zwei große und ein kleines, gleich am Anfang des ersten Traumes links von Weg. Außerdem hat man bei einem der Enden
[+]
vier Grabsteine, einen für den MC selbst und drei für den Rest der Familie.
Ern_Kugel hat geschrieben:
1.Vor der Höhle (da wo man strandet), kann amn einen fleischlosen verlorenen finden(tot).
Dass die Skelette im Spiel ebenfalls als fleischlos bezeichnet werden, ist ein wenig irritierend, obwohl bei ihnen der Ausdruck eigentlich besser passt als beim MC. Der am Strand ist jedenfalls nicht der einzige Fleischlose Verlorene in Enderal.
Ern_Kugel hat geschrieben:
2.Wenn man strandet zeigt einem die Karte an, dass man sich direkt östlich von ark befindet
-->Am Ende erfährt man ja auch, dass ark auf die alte Hauptstadt einfach draufgebaut wurde
Ich denke, die Karte funktioniert an der Stelle noch nicht, weil die Bucht wohl nicht Teil des Vyn-worldspace ist (quasi dungeon, nur draussen). Der Marker ist einfach in der Mitte der Karte, was zufällig in der Nähe von Ark ist.
EMS60
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Ich habe mir die vorigen Seiten nicht durchgelesen, aber ich muss jetzt einmal was loswerden und denke, dass es am besten hier hinein passt. Oft lese ich die Antriebsfeder des MC sei ein Schuldgefühl gegenüber seiner Familie. Das ist für mich an keinem Punkt nachvollziehbar. Ein Trauma vom Anblick der Verwüstung, das gestehe ich ihm/ihr zu und sehe es als Hintergrund der nächtlichen Alpträume, von denen Sirius berichtet.
Ich machs auch kurz. :wink:

a) Der Char ist ein Bastard,
Das ergibt sich für mich aus der 1. Traumsequenz, wenn der "Vater" offenbart, dass man besser hätte von vornherein in den Trog gesteckt werden sollen, wie er es vorhatte. Eine Behandlung als solcher innerhalb der Familie ergibt sich für mich aus der Weise, in der ihm/ihr der Vater in den diversen Sequenzen gegenübertritt.

b) der in einem Elternhaus mit einem psychisch labilen Vorstand aufwächst, der zudem auch noch zu häuslicher Gewalt neigt.
Spätestens als man zuhören darf, wie er die Mutter schlägt plus dieser "feinsinnigen" Art, um noch weitere Schläge austeilen zu können, war für mich das vorher schon nicht nachvollziehbare Schuldgefühl endgültig vom Tisch. Schon in den vorigen Sequenzen fühlte ich mich eigentlich nur gefangen in den Antworten, die mir das Spiel vorschrieb. Meine eigenen wären anders ausgefallen.

Ein Vorstand, der in jeder Hinsicht versagt hat. Er ist nicht Manns genug den Bastard tatsächlich nach der Geburt dem Tod zu verantworten, so hart sich das jetzt auch liest. Stattdessen läuft sein Trauma ihm tagtäglich unter der Nase herum. Seine Familie ist ihm ein Klotz am Bein, da sie ihn in seinen Augen daran gehindert hat das Leben zu führen, von dem er geträumt hat.
'Being the wretched failure he is', kanalisiert er seine Unzufriedenheit und Ohnmachtsgefühle in Herrschaftsakte gegenüber denjenigen, die noch schwächer sind als er, sowie in eine blinde Hörigkeit gegenüber diesem ominösen Schöpfertempel.
Zum "guten" Schluss geht er anscheinend sogar soweit die vermeintlichen Übeltäter zu beseitigen, indem er sie samt sich selbst der Säuberungsaktion überantwortet. Nicht ohne in seiner Verblendung auf einem Zettelchen um Vergebung für seine Frau und sein Kind zu bitten. Der Char ist aber nicht sein Kind, d.h. uns überlässt er der Hölle, dem Fegefeuer (was auch immer die Negativseite dieser Religion ist).
Dumm nur, dass ausgerechnet Klein-Bastard zu diesem Zeitpunkt nicht daheim ist und das Massaker überlebt. Schon wieder hat 'Vati' versagt und versuchts jemand anderem in seiner unnachahmlichen Art in die Schuhe zu schieben. Dass er uns 'nebenher' noch zu vermitteln versucht, dass wir längst nimmer sind, ist für mich eine andere Geschichte und hat für mich jetzt nichts mit dem Grund der Antriebsfeder zu tun. Das ist eher der Tatsache zu schulden, dass er die 'nächste Evolutionsstufe' bereits erreicht hat und sieht was wir tatsächlich sind.

Von Schuldgefühlen ist MEIN Char definitiv nicht geplagt und ist froh, dass sie aufgrund der aufrichtigen Liebe ihres Gefährten (wahrscheinlich die erste aufrichtige Liebe in ihrem Leben überhaupt) mit dem Kapitel "Meine Familie & Ich" abschließen kann.
Übrigens, neben diversen anderen Gründen, auch der Grund warum für mich Kartharsis nie in Frage kommt: Mit dieser Familie möchte sie ganz sicher nicht wieder vereint werden.

Ich sehe die Antriebsfeder eher darin, dass der MC, der sein bisheriges Leben wahrscheinlich in den Gossen von Ostian verbringen durfte und sich nun auf dem Weg zum vermeintlich guten Leben auf Enderal befand, dieses unbedingt noch erreichen möchte.

Örks, wurde doch länger als beabsichtigt. :oops:
Zuletzt geändert von EMS60 am 04.09.2016 01:40, insgesamt 1-mal geändert.
Metanoeite
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@EMS60: Sehr guter Beitrag! Ich mische mich in Spekulationsthreads nicht zu sehr ein (würde als einer der Mitautoren jede Spekulation vermiesen), deshalb beschränke ich mich auf nebulöse Andeutungen. Aber du hast hier einen Hinweis gegeben weiter zu denken.

Das Thema Schuld ist eines, das hier prächtig diskutiert wird. Du sagst dass es für dich nicht relevant war. Und das ist ein sehr wichtiger Punkt. Die Sache ist nämlich dualistisch. Der Rolle des Maincharakters ist nämlich bewusst so ausgelegt, dass sie breiter interpretiert werden kann. Es besteht eine Abgrenzung zwischen den Charakteren. Der Maincharakter würde möglicherweise gerne Schuld empfinden, weil es allem einen Sinn geben würde, genau wie er nach Bedeutung und seiner Kosmischen Rolle um Universum suchen könnte. Einige suchen nach Sinn und Bedeutung, Tealor Arantheal ist der Extremfall dafür, andere tun buße und wollen "schuld" fühlen, Calia ist der Extremfall dafür. Der Spieler nimmt irgendwas dazwischen ein, denn nach Sinn und Bedeutung zu suchen ist eine grundlegende Motivation in Computerspielen und für jene schuldige Menschen bietet es ausreichend Interpreationsfreiheit und eine Kathartische Geschichte. Die Namen der beiden Endquests sind nur die beiden extremen Gegensätze einer Münze. Und jeder, der sich für Enderal ein "Happyend" wünscht, hat den eigentlichen Inhalt noch nicht verstanden, denn das Ende des Spiels ist die einzige logische Konsequenz aus beiden Motivationen. Ein Happyend zu bieten hätte die ganze Story ins ad absurdum geführt und sowieso die Möglichkeit in Computerspielen ein "echtes" Bounding zu Konsequenzen erfahren. Das Medium ist dafür sonst nämlich viel zu oberflächlich, weil auf stupide Unterhaltung ausgelegt. Das wollte Enderal nie sein.
EMS60
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Ich gehe davon aus, dass Deine Ausführung zu einem Happy End allgemein gehalten ist und sich jetzt nicht an mich richtet. Ich habe nie danach verlangt. Euer Finish ist perfekt und gehört so in das Spiel. :)
Ich hatte das Kartharsis-Ende nur aus den in meinem Post genannten Gründen als für mich nicht spielbar erwähnt. Mit der inneren Leere im Sternenstadtende kam ich ganz gut parat.
(Mit dem Gefühl Jespar zu ewiger Zweisamkeit verdammt zu sehen, nicht ganz so gut, aber da hilft dann schon mal ein nächtlicher Spaziergang mit'm Hund drüber weg. Und vll. machen die Beiden ja auch was Gutes draus. Im anderen Fall wäre er wahrscheinlich tot oder als Spinner verschrieen, würde in irgendeinem Kerker vor sich hinmodern und hätte nach seiner kompletten Familie und Lysia auch noch das Letzte verloren woran ihm etwas lag.)

But back to Topic
Die Antriebsfeder "Ich möchte doch noch erreichen, wovon ich geträumt habe" ist für meinen Char erst einmal das alleinbestimmende Motiv. Und wers mag:
a) Vll. im Unterbewusstsein das gute Gefühl dem Herrn 'Vati' zu zeigen wie man seine Träume wahr macht oder
b) ihm zu zeigen, was aus einem ungeliebten Bastard werden kann.

Dass im Laufe der Handlung Tonnen (erst mal) ungeklärter Fragen und bei ihr (mir) auch jede Menge schlechte Bauchgefühle auftauchen, sind ja schon die nächsten Schritte in ihrer Entwicklung. Trotzdem entwickelt sie bei mir niemals ein Schuldgefühl im Sinne von "Das bist Du der Menschheit schuldig", eher das Bedürfnis so manchem einen kräftigen Tritt wohin zu verpassen. Die Welt war bisher nicht gut zu ihr. Warum sollte sie es dann gegenüber der Welt sein? In der Rolle, die ihr das Gefüge zugedacht hat, sind ihre Handlungen für mich immer noch durch o.g. Ziel bestimmt.
Dass am Ende alles anders ist und man gezwungenermaßen sein gutes Scherflein dazu beigetragen hat, dass was eh schon nur noch am seidenen Faden hing, nun endgültig den Bach runter zu jagen, that's life.
Zeigen wir der nächsten Menschheit, wie mans nicht machen sollte. Ob das von Erfolg gekrönt sein wird, ist eine gaaanz andere Geschichte.
Joschiking
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Danke für die neuen Beiträge hier!

Dualistisch ist wohl ein Hauptpunkt für Enderal. Je nachdem wie man sein Charakter spielt und welche Motive man in den Vordergrund zieht, kann man die Story anders interpretieren.

Auch schön finde ich EMS60s Erklärung, wie der MC als Bastard die Familientragödie überlebt haben könnte. Auf dem Zettel am Schrein bittet Vati um Vergebung für seine Familie (wobei der Bastard nicht dazugehört und er ihn nicht als sein Kind ansieht). Auf gut deutsch liefert er sich und seine Familie dem Schöpfertempel aus, damit sie "gereinigt" werden können. Und der Bastard ist außer Haus, wenn die Leute vom Schöpfertempel kommen. Die Frage ist jetzt, war dies vielleicht vom Vati beabsichtigt? Ganz am Anfang des Spiels fragt Vati "ob man es gefunden habe". Vati hat den MC also selbst losgeschickt, um was zu suchen. Vielleicht hat er dies absichtlich getan, damit der Bastard außer Haus ist und nicht vom Schöpfertempel gereinigt (verbrannt) werden kann. Vati verwehrt als dem MC die Reinigung und überlässt ihn seinen Sünden (Dies ist der Gedankengang des Vatis).
Vielleicht wusste aber auch Vati nicht, dass die Reinigung von den Sünden so brutal ausfallen würde. Vielleicht dachte er auch, dreimal "Vater unser" und die Sache ist gegessen. Er wollte nur nicht, dass der Bastard dabei ist. Doch dann lief es anders als geplant... nur so ein Gedanke
Dies finde ich eine nachvollziehbare Erklärung und greift auch noch auf, was diese "Suche", auf die man sich am Anfang befindet, auch für eine Bedeutung haben könnte.

Ob man nun Schuld empfindet oder nicht, ob man nun ein Bastard ist oder nicht, ob man die Läuterung aufhält oder ein Neustart probiert, letz-endlich ist dies alles dem Spieler und seiner Interpretation überlassen.
QuitscheenteOfDoom
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Schon krass, wie bei den Diskussionen hier immer eine Frage die andere gibt, von Vati zur Verschleierten Frau und der Ertrunkenen-Fantasie-Theorie, zu Aixon/Noxia und der philosophischen Frage, ob/wie der MC eigentlich frei (von Schuld) sein kann… :D
Hab den Thread sehr gerne gelesen! Zeit, meinen Senf dazulassen 8 )

[+] Wer ist der Bastard
Als ich zu lesen anfing, fand ich es schlüssiger, dass der Bastard die Schwester ist, nicht der MC. Das hat sich jetzt zu eindeutiger Unschlüssigkeit gewandelt, ich hab jetzt gar keinen Plan mehr, was für Schwester und was für MC sprach XD
[+] Fantasie eines Sterbenden
Ich glaube, die Ertrunkenen-Fantasie-Theorie (alles wurde in der Minute des Todes geträumt und geschah nie in der echten Welt von Enderal) schmeckt vielen nicht, weil sie alles bedeutungslos macht. Gamer haben ja auch Emotionen und die werden damit ein bisschen verletzt, nach dem Motto: Unsere Entscheidungen, die heldenhaften Kämpfe und Charakterentwicklung sollen doch bitteschön in der Story relevant sein, wir investieren ja aus irgendwelchen Motiven Empathie, Zeit und Mühe in ein Spiel.
Irgendwo hab ich noch gelesen, dass der MC einiges in Erfahrung bringt, was aus Nehrim bekannt ist, unser Charakter aber eigentlich nicht wissen kann. Das spricht also gegen die "alles nur im Kopf"-Theorie.
[+] Interpretationsspielräume
GemdarMortis schrieb weiter vorne, dass es die „eine Wahrheit“ als solche nicht gibt und das deckt sich auch mit dem Beitrag von Metanoeite. Würde sogar noch weiter gehen: Die erzählte Welt einer Geschichte emanzipiert sich von den Autoren, Storyelemente erlangen nicht nur beim Schreiben Eigenleben, sondern werden ja auch noch mal von den Rezipienten (also uns) individuell wahrgenommen und gedeutet. Selbst wenn die Entwickler uns alle Wahrheiten als Kanon präsentieren würden, schafft jeder von uns sich in unterschiedlichem Maß seine eigene, z.B. bei denen, die das Spiel real und bewusst abbrechen, bevor die Story böse enden kann. Eine riesige Stärke Enderals ist eine sehr geschickte Mischung aus vorgegebener Story, Interpretationsspielräumen und subtilem Klopfen an der Vierten Wand, wie ich finde.
[+] Das Ego-Video
Klingt ja schon nach den Hohen und nach der unlösbaren(?) Aufgabe, einen Feind in den Köpfen der Menschen auszumerzen. Eine Konsequenz vom zu viel Selbstreflexion ist Handlungsunfähigkeit. Wenn die Leute den ganzen Tag nur noch den Hohen in sich selbst bekämpfen, verrichtet wahrscheinlich keiner mehr Feldarbeit oder brackt Brooot. Falls das wen interessiert, der „radikale Konstruktivismus“ ist mit diesem Thema verwandt. Einen Bezug zu Freud finde ich unpassend; seine Theorie war historisch wertvoll, ist aber sehr überholt und kann auf alles und jeden angewendet werden, wie einen Horoskoptext.
[+] Roter Wahnsinn
25.07.2016 22:07Glycerin hat geschrieben:
Apropos Wahnvorstellungen, die vom Roten Wahnsinn Befallenen erkennen den MC ja als Fleischlosen. Sie scheinen also eher die Wahrheit zu begreifen als die "Normalen". Vielleicht weil sie weniger die Welt so sehen, wie es ihren Vorstellungen entspricht, sondern mehr, wie sie ist, was dann offenbar ihrem Verstand nicht gut tut. Konstantin zum Beispiel dreht ja auch durch, nachden er die "Wahrheit" von Lebenden Tempel erfahren hat.
Im Gegensatz zu den Hohen ist der Rote Wahnsinn aber nichts, was sich mit der Einbildung/dem Selbstschutz des MC erklären lässt. Er selbst leidet nicht daran noch verursacht er ihn bei anderen. Deswegen denke ich nicht, dass die ganze Zyklus-Geschichte sich nur in der Vorstellung des MC abspielt (und weil ich es nicht will :P ).
Irgendwo hab ich die These gelesen, dass die Hohen irgendwann sterben und wieder Seelen freisetzten, die in den neuen Zivilisationen wieder Lebewesen werden (Zyklus vollendet). So eine Wahrheit zu erkennen, Erinnerungen aus seinen alten Leben auf Vyn und / oder als Hoher zu fühlen, könnte einen doch sicher in den roten Wahnsinn treiben.
[+] Träume und Erinnerungen
27.08.2016 13:54Ern_Kugel hat geschrieben:
Ich möchte auch einmal besonderes Augenmerk auf "Alles beginnt mit den Träumen, erinnert euch" lenken,
Ich glaube die Träume sind gar nicht so privat und persönlich wie man es gerne hätte
Dazu: Die Erinnerungen, die der MC beim Levelaufstieg freischalten kann, sind wirklich Erinnerungen. Der MC ist sich bewusst darüber, dass er hier neue alte Fähigkeiten erwirbt und spricht auch mit Tealor darüber (der tut dies aber als Friedenskraut-Fantasien ab). Passt auch ganz gut zur oben erwähnten These des Seelenrecyclings.
17.07.2016 23:16Joschiking hat geschrieben:
Mann o mann je mehr man darüber nachdenkt, desto geiler wird das Spiel ^^
Ja, ne : D Es ist einfach zu gut, um es gutsein zu lassen.
MeritAmun
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Das ist mal ein sehr interessanter Thread. Was ihr euch so für Gedanken macht, Hut ab.

Hätte da auch noch einen Solchen, wobei ich hoffe, es passt auch wirklich hier rein.
Mir geht's darum, warum der MC nun überhaupt ausgewählt wurde ein "Fleischloser" bzw. der Prophet zu sein. Seine Vergangenheit und damit sein Antrieb, wie hier schon erwähnt, ist sicher eine Sache. Aber es gab doch theoretisch noch viele Andere, die auch ähnliche Motive hatten um irgendwo anders ein neues Leben zu beginnen. Mir kommt da die Szene nach dem Aufwachen aus dieser Hüter-Prüfung in den Sinn, als die Hohen das erste Mal zu einem sprechen. Sie reden davon, dass sie uns kennen lernen wollten, wobei sie sich von uns enttäuscht geben. War es uns also - durch die verschleierte Frau? - so oder so von Anfang an vorbestimmt? Immerhin schafft er es aber - wenn man vom 1. Ende ausgeht und ich das auch richtig so verstehe - das Leuchtfeuer in Enderal zu zerstören und damit wenigstens die anderen Kontinente (vorerst zumindest, wobei das erwähnte 2. Leuchtfeuer so weit ich das verstehe noch nicht einsatzbereit ist bzw. benutzt wurde) zu schützen. Ich schätze mal, das hat wohl noch keiner vor ihm hin bekommen. Kann mich natürlich auch irren.
QuitscheenteOfDoom
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@ MeritAmun: Irgendwo wurde dem MC klar gemacht, dass er nur zufällig in das Profil des Propheten passte und deshalb auserwählt wurde. Da unser MC nicht weiß, wer was mit ihm vorhat, läuft es auf die Frage raus, ob man an Vorherbestimmung, Schicksal und den ganzen Kram glauben will (und ob diese gelenkt werden). Frage mich, ob dem MC die in ihm schlummernden Erinnerungen eingegeben wurden oder ob er sie schon immer in sich trug. Wieder so etwas, was wir wahrscheinlich nicht beantworten können. Mann.

Zu ein paar Sachen ist mir noch etwas eingefallen.
[+] Stimme der verschleierten Frau
17.07.2016 20:45irmi hat geschrieben:
Ist die Stimme aus dem Off in Nehrim die gleiche Sprecherin wie die verschleierte Frau?
Fiel mir auch auf. So ziemlich die gleiche Stimme, gleiche Sprechweise… geradezu, als ob die Synchronsprecherin den gleichen Charakter darstellt…
In den Enderal Credits ist es (dt.) Franca Pilz und (eng.) Jocelyn Ahlf, für Nehrim konnte ich es leider nicht herausfinden.
27.08.2016 14:17Glycerin hat geschrieben:
Was mich immer noch irritiert, ist, dass es die Verschleierte Frau ist, die "Atme!" sagt, als ob sie einen ins Leben zurückholt. [...] Sie selber sagt etwas in der Richtung, dass sie selbst ausserhalb des Zyklus steht, und ihre Ausdrucksweise und ihr Auftreten sind auch ganz anders als bei den Hohen. Sie hat anscheinend schon von Anfang an den laufenden Zyklus manipuliert. Erst sorgt sie auf Rocios Schiff für unser Ableben, dann lässt sie einen wieder auferstehen. Die Frage bleibt offen, ob sie das ganze für oder gegen die Hohen getan hat und was überhaupt ihre Motivation ist.
Mittlerweile glaube ich, was die verschleierte Frau angeht, dass wir ihr Geheimnis gar nicht (also, so überhaupt nicht) knacken können, während wir uns z.B. beim Alten Mann usw. immerhin Richtungen zurechtlegen könnten (wie „steht sinnbildlich für die Entwickler“ oder so; nur ein Beispiel). Sie ist als blinder Fleck oder Joker angelegt oder, um in der Story zu bleiben: Steht so weit über den Dingen, dass menschliche Denkstrukturen nicht ganz mitkommen. Da sind die Pratchett-Götter einfacher zuzuordnen ;D
[+] Die Suche des MC in den Vati-Träumen
18.07.2016 22:29nudelpampe hat geschrieben:
Was ich mich auch frage, ist, was der MC sucht, bevor er stirbt. Danach kann man durchaus die Parallele zur Suche nach dem Leuchtfeuer etc sehen (sagt man iirc auch irgendwann, "Wir haben die Fackel gefunden und ich habe das Feuer" oder so), aber was sucht man davor? Und warum sucht man laut Vati "an den falschen Orten"?
Frage ich mich auch! Immer noch, arghhh XD Der MC sucht es von Anfang bis Ende des Spiels. Den Sinn des Lebens, den heiligen Gral, die verschwundene linke Socke?? Habe die Vermutung, es ist die Erkenntnis, dass er ein Fleischloser und selbst Teil des Plans der „Bösen“ ist.
[+] Noch mehr uneheliche Geschwister
Wer genau der „Bastard“ ist, wurde hier mehrmals überlegt, entweder der MC oder Schwesterchen.
Noch eine Möglichkeit: Das uneheliche Kind ist keiner von beiden, sondern war noch ungeboren, als die Familie hingerichtet wurde. Grausiger Gedanke, aber in dem Fall könnte der MC eine halbwegs nette Kindheit (Jagdausflüge usw.) verbracht haben, bevor Vati völlig durchgeknallt ist. Nachdem er seine mit Kind Nr. 3 schwangere Frau beschuldigt, könnte sein Zorn sich ja verallgemeinernd auch gegen die schon vorhandenen Kinder richten, weil die ja dann ganz sicher auch nicht seine sind.
Bei dieser Theorie geht allerdings die schöne Parallele Pferdetrog/Ertrinken/MC verloren. Die Idee ist vielleicht etwas schwach auf den Beinen.
[+] Josefs Gedankenspiel, wer schuld ist
26.07.2016 12:37Stampfer hat geschrieben:
Ich muss sagen, dass mir diese Stelle mit Jasper, an der er einfach aus dem Blauen heraus die Schuldfrage stellt, damals wirklich sauer aufgestoßen war. Es war der einzige Moment im Spiel, in dem ich wirklich eine "Friede, Freude, Eierkuchen"-Botschaft gewittert hatte (nach dem Motto "keiner trägt die Schuld für irgendwas, lala!"), die an den Spieler herangetragen werden sollte.

Denke auch, das ist so spiel-atmosphärisch eigentlich als Parallele zur Irrelevanz der MC-Entscheidungen gemeint. (Wer sich inhaltlich für solche Sachen interessiert, könnte mal „systemischer Ansatz“ googlen.)
Story-immanent hatte ich mir gedacht, dass Jesters Auftrag, den er kurz zuvor gehabt hat, vielleicht die Beseitigung eines/beider der prügelnden Männer war. Immerhin bezeichnet sich Jonas sogar selbst als käuflichen Halunken. Die Frau, mit der er zuvor in der Kneipe gesprochen hat, könnte ja seine Auftraggeberin sein. Bin nicht sicher, ob Jannik so etwas machen würde, aber ethische Fragen sind ihm ja bekanntermaßen (noch?) egal. Oder halbwegs egal. Sonst würde Jens-Herbert ja nicht aus dem Blauen heraus über so etwas philosophieren, oder?
[+] Zeit pyräische Läuterung bis Gegenwart
27.08.2016 10:21Modmaker hat geschrieben:
Hier verwirrt mich allerdings etwas, dass der Spieler nicht die letzte (pyräische) Läuterung, sondern diese eine, längst vergangene (ich vermute vorletzte?) in der Vision sieht.
-> passt vielleicht dazu: Ich bin auch verwirrt, aber nicht nur darüber, sondern auch in Bezug darauf, wie viel Zeit eigentlich zwischen der pyräischen Läuterung, den Geschehnissen um die Sternlinge, dem Aufstieg der Götter und der Gegenwart vergangen ist. Eigentlich ist Tealor ja auch schon ziemlich steinalt oder verwechsle ich etwas?... ich brauch mal einen Zeitstrahl oder Geschichtsunterricht oder so XD (Sorry, das ist schlecht recherchiert und macht ein Fass auf, das nicht ganz hier rein gehört.)
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Jetzt muss ich auch noch etwas dazu schreiben. Hab mich persönlich lang im Hintergrund gehalten, glaube aber, da sind noch Eindrücke, die mir in der Diskussion etwas fehlen.

Der Hauptcharakter existiert für mich auf mehreren "Ebenen" von Existenz, und je abstrakter die Ebene, desto abstrakter auch die Handlung, und es entfaltet sich wie Zwiebelschalen. Auf keiner Ebene gibt es eine reale Lösung.

Ebene 1:
Der MC hat eine physische Ebene, und die Geschichte auch. Er handelt als typischer Held eines Epos und verändert seine Welt. Wir erleben die Handlung in einem Zyklus als seinen Tod, seine Verwandlung in einen Propheten und dessen Erleben in dem Verlauf der Geschichte. Man kann eine Geschichte so aufspannen und sie ist auch spannend.

Ebene 2:
Aber SureAI haben mehr daraus gemacht. Sie haben dem MC auf der zweiten, seiner biographischen Ebene eine Geschichte gegeben. Sie verkörpert den Konflikt, den er in Bezug auf seine Familie mit sich herumträgt - und seine Suche. Auch das ist streng beschränkt auf einen Zyklus.
[+] Spoiler
Wir wissen nicht zu 100%, ob er der Bastard war oder nicht. Dem ersten Traum nach zu urteilen ist er älter als seine Schwester (er habe ihre Krippe angezündet), und warum sollte sein Vater ein weiteres Kind (seine Schwester) zeugen, wenn er beim ersten bereits vermutet, dass es nicht seins ist? Meiner Meinung nach gibt es kaum eine vernünftige Erklärung dafür, warum er der Bastard in der Familie sein soll. Mir ist der Gedanke plausibel, dass sein Vater einfach durch Misstrauen irgendwann durchgedreht ist, die Familie selbst getötet hat (vermutlich wie in Traum Nr. 3), und es seinen Kindern in die Schuhe schieben möchte. Oder der Vater hat den Tempel gerufen. Der MC ist vermutlich geflohen.
Ebene 3:
Dahinter entspinnt sich jetzt die Geschichte, dass der MC eine bestimmte Rolle einnimmt, die in jedem Zyklus wiederkehrt. Noch immer steht aber die plausible Annahme, dass der MC in nur einem Zyklus existiert. Man könnte es als epische Ebene bezeichnen. Das erklärt vieles der Abläufe, und es hilft beim Einordnen. Der Zyklus wird zu einem Symbol für den Aufstieg und Fall einer Zivilisation, die dahinterliegenden steuernden Kräfte lassen sich aber nur bedingt erklären. Wer der alte Mann ist und wer die verschleierte Frau und was die Motive der Hohen sind, wird nicht wirklich geklärt. Besonders seltsam ist die Rolle des Schwarzen Wächters. Warum?
[+] Spoiler
Diese Rolle hat auf Ebene 1 und 2 keine Bedeutung! Der Schwarze Wächter wird in einem Maße besungen, die in keinem Verhältnis zu seinem effektiven Einfluss auf die Story steht. Man könnte ihn weglassen und die Geschichte wäre weiterhin vollkommen rund. Und gerade weil er so entbehrlich ist, ist er wahrscheinlich so bedeutsam für tiefere Ebenen des Verständnisses. Zu allem Überfluss handelt der Wächter auch noch deutlich unreifer als die Schwere der Rolle suggeriert: Er erzählt selektiv Lügen (der Begleiter sei tot) und riskiert den Tod vom MC und sich selbst beim Versuch, mit dem MC zu tauschen (und damit dem MC die Chance zu nehmen, "seine" Schicksalsentscheidung zu treffen).
Ebene 4:
Und es bleibt trotzdem, auch wenn man Ebene 3 soweit nachvollzogen hat, etwas unklar, was mir auch in den anderen Interpretationen etwas zu kurz kommt:
- Die Skills heißen "Erinnerungen".
- Der Satz "Was bedeutet schon Zeit..." im Intro. Und die Vorwegnahmen im Intro.
- "Alles beginnt mit den Träumen. Erinnert euch"
- Die Tatsache, dass dem MC die Maschine im Verlassenen Tempel "so seltsam bekannt vorkommt"
Für mich ist es nur auf eine Weise deutbar: Sofern man das Symbol des Propheten als eigenes Wesen sehen möchte, ist der MC dieses Symbol. Er lebt(e) in jedem Zyklus, und die Visionen sind echte Erinnerungen. Mehr noch: Die Story der vielen Zyklen verläuft nicht wiederholend-kreisartig, sondern kommt in genau diesem Zyklus an einen entscheidenden Punkt: Zum ersten Mal in allen Zyklen findet der MC den Weg zum Schwarzen Wächter, ehe er vergeht. Die verschleierte Frau führt diese Progression ein - und der Schwarze Wächter erweist sich als die letzte Prüfung. Tatsächlich denke ich, ist das die einzige Bedeutung des Schwarzen Wächters: Er ist die Prüfung, die über den Fortgang der Geschichte entscheidet.

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Lasst mich an euren Gedanken dazu teilhaben :)
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