HanSoloOne hat geschrieben:
Ok. Das dürfte tatsächlich ein Problem sein. Jedoch ist es dann auch waghalsig, in einen derart gestrickten Vertrag mit hohem Risiko zu einem Burnout einzuwilligen.
Mh, es ist kompliziert mit klaren Schwarz/Weiß-Strukturen Situationen zu bewerten und Verantwortungen in vermeintlichen Fehlentscheidungen zu sehen. Derart gestrickte Verträge sind der Standard (Und da beziehe ich mich nicht explizit auf die Gamesbranche), und Spieleentwicklungen haben immer ein großes Risiko, da der Markt so wettbewerbslastig ist sodass alle Beteiligten mit jeder Enwicklung an die Grenzen des Möglichen gehen und sich somit in riskante Positionen bewegen müssen. Games zu machen ist immer waghalsig und immer eine Risikoinvestition so lange du nicht Blizzard heißt, das hat nichts mit den Entscheidungsträgern in der Branche zu tun (auch wenn Gamer sich gerne über die scheinbare Unfähigkeit derer ergötzen und sich selbst erheben) und das ist...
HanSoloOne hat geschrieben:Auch wäre ein Kredit von Banken oder die Überzeugung branchenfremder Investoren eine Möglichkeit. Man ist nicht zwingend auf einen Publisher im klassischen Sinne angewiesen.
... genau der Grund warum Banken und branchenfremde Investoren grundsätzlich eher nicht in der Gamesbranche operieren. Hochrisikobranche.
HanSoloOne hat geschrieben:Dass das Entwicklerstudio meistens keine Anteile am Verkaufserfolg erhält, bringt den Publisher immerhin in die Situation einer gewissen Verantwortung.
Es ist ein Unding, die Vertragspartner durch Existenzängste so immens unter Druck zu setzen, dass Sie sich durch eine unmenschliche Anzahl an Überstunden noch ein Burnout-Syndrom einholen.
Ethisch ist es nicht, Zulieferer um Zahlungen zu prellen, aber so ist das eben in der Wirtschaft und auch hier beschränkt sich das nicht auf die Gamesbranche, weshalb ich es ja auch mit der "normalen" Discounterpolitik vergleichen habe - Die machen dasselbe und nutzen ihre marktbeherrschende Stellung - Gebenden Druck nach unten ab, den sie selbst bekommen, was ferner auf den Preisdruck zurückzuführen ist, der ursprünglich vom Kunden ausgeht. Und siehe da: Auch hier ist eine Schwarz-/Weißperspektive unangemessen. Wer bei seiner Milch jeden Cent sparen will, dem muss klar sein, dass der Verkäufer den Preisdruck nach unten an Bauern weiter gibt, was deren finanzieller Ruin bedeuten kann oder unmenschliche und brutale Haltungsbedingungen für die Tiere. Den Letzten beißen die Hunde. Und jeder in der Kette verursacht das mit.
HanSoloOne hat geschrieben:Ich war sehr erfreut, dass JoWood damals recht zügig die Quittung bekam.
Insolvenz ist eine hässliche Sache. Doof, wenn das Gehalt nicht kommt oder nur bruchstückhaft.
HanSoloOne hat geschrieben:Viel eher denke ich, dass viele Studios vor diesem Schritt zurückschrecken, weil sie sich vor den Konsequenzen fürchten. Und weil der weit verbreitete "Aberglaube" vorherrscht, die Publisher wären so mächtig und hätten genug Geld, die Gegenpartei ein ums andere Mal in eine höhere Instanz zu ziehen.
Wie schon gesagt: Die Option des Rechtsstreits besteht in der Regel nicht.
Der Studioleiter der Firma bei der ich 2013 gearbeitet habe, hat sich auch gegen diese Politik gewehrt. Am Ende half das aber nichts und endete in der Inso und in einem gestoppten Projekt.
Mehr dazu hier und
hier. Dürfe interessant sein.