Ich habe mir die vorigen Seiten nicht durchgelesen, aber ich muss jetzt einmal was loswerden und denke, dass es am besten hier hinein passt. Oft lese ich die Antriebsfeder des MC sei ein Schuldgefühl gegenüber seiner Familie. Das ist für mich an keinem Punkt nachvollziehbar. Ein Trauma vom Anblick der Verwüstung, das gestehe ich ihm/ihr zu und sehe es als Hintergrund der nächtlichen Alpträume, von denen Sirius berichtet.
Ich machs auch kurz.
a) Der Char ist ein Bastard,
Das ergibt sich für mich aus der 1. Traumsequenz, wenn der "Vater" offenbart, dass man besser hätte von vornherein in den Trog gesteckt werden sollen, wie er es vorhatte. Eine Behandlung als solcher innerhalb der Familie ergibt sich für mich aus der Weise, in der ihm/ihr der Vater in den diversen Sequenzen gegenübertritt.
b) der in einem Elternhaus mit einem psychisch labilen Vorstand aufwächst, der zudem auch noch zu häuslicher Gewalt neigt.
Spätestens als man zuhören darf, wie er die Mutter schlägt plus dieser "feinsinnigen" Art, um noch weitere Schläge austeilen zu können, war für mich das vorher schon nicht nachvollziehbare Schuldgefühl endgültig vom Tisch. Schon in den vorigen Sequenzen fühlte ich mich eigentlich nur gefangen in den Antworten, die mir das Spiel vorschrieb. Meine eigenen wären anders ausgefallen.
Ein Vorstand, der in jeder Hinsicht versagt hat. Er ist nicht Manns genug den Bastard tatsächlich nach der Geburt dem Tod zu verantworten, so hart sich das jetzt auch liest. Stattdessen läuft sein Trauma ihm tagtäglich unter der Nase herum. Seine Familie ist ihm ein Klotz am Bein, da sie ihn in seinen Augen daran gehindert hat das Leben zu führen, von dem er geträumt hat.
'Being the wretched failure he is', kanalisiert er seine Unzufriedenheit und Ohnmachtsgefühle in Herrschaftsakte gegenüber denjenigen, die noch schwächer sind als er, sowie in eine blinde Hörigkeit gegenüber diesem ominösen Schöpfertempel.
Zum "guten" Schluss geht er anscheinend sogar soweit die vermeintlichen Übeltäter zu beseitigen, indem er sie samt sich selbst der Säuberungsaktion überantwortet. Nicht ohne in seiner Verblendung auf einem Zettelchen um Vergebung für seine Frau und sein Kind zu bitten. Der Char ist aber nicht sein Kind, d.h. uns überlässt er der Hölle, dem Fegefeuer (was auch immer die Negativseite dieser Religion ist).
Dumm nur, dass ausgerechnet Klein-Bastard zu diesem Zeitpunkt nicht daheim ist und das Massaker überlebt. Schon wieder hat 'Vati' versagt und versuchts jemand anderem in seiner unnachahmlichen Art in die Schuhe zu schieben. Dass er uns 'nebenher' noch zu vermitteln versucht, dass wir längst nimmer sind, ist für mich eine andere Geschichte und hat für mich jetzt nichts mit dem Grund der Antriebsfeder zu tun. Das ist eher der Tatsache zu schulden, dass er die 'nächste Evolutionsstufe' bereits erreicht hat und sieht was wir tatsächlich sind.
Von Schuldgefühlen ist MEIN Char definitiv nicht geplagt und ist froh, dass sie aufgrund der aufrichtigen Liebe ihres Gefährten (wahrscheinlich die erste aufrichtige Liebe in ihrem Leben überhaupt) mit dem Kapitel "Meine Familie & Ich" abschließen kann.
Übrigens, neben diversen anderen Gründen, auch der Grund warum für mich Kartharsis nie in Frage kommt: Mit dieser Familie möchte sie ganz sicher nicht wieder vereint werden.
Ich sehe die Antriebsfeder eher darin, dass der MC, der sein bisheriges Leben wahrscheinlich in den Gossen von Ostian verbringen durfte und sich nun auf dem Weg zum vermeintlich guten Leben auf Enderal befand, dieses unbedingt noch erreichen möchte.
Örks, wurde doch länger als beabsichtigt.