Nachdenken über Enderal

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Elbegil
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Hi,
ich bin neu hier und da Euer Benachrichtigungssystem für mich nicht übersichtlich ist, kann es sein, dass ich hier verkehrt bin. Sorry dafür.
Jetzt zu dem, warum ich Euch schreibe. Ich bin feminine 60 und habe einige Rollenspiele mit sehr guter Storyline gespielt. Ich muss sagen, keines von denen hat mich emotional so mitgenommen wie Enderal. Es war anfangs schwer zu verstehen, worum es Euch geht. Ich musste sehr viel nachdenken. Die leise düstere Musik tat das ihre dazu. Einige Geschehnisse waren furchtbar für mich, insbesondere das Schicksal von Ryneus. Das hat mich so schockiert, traurig (ja ich musste weinen) und wütend auf Euch gemacht, dass ich erst einmal nicht weiterspielen konnte. Mach einigen Tagen Nachdenkens (Wolltet Ihr mit Ryneus darauf aufmerksam machen, dass jedes Kind und jeder Mensch, der anders ist, der uns Angst macht, vor dem wir uns ekeln, ein Recht hat auf ein Leben mit Lachen, Träumen, Freunde, eben ganz normal? ist es Euer Anliegen gewesen mit der wahnsinnig traurigen Geschichte, zum tiefen Nachdenken anzuregen?), war ich in der Lage weiterzuspielen und konnte nicht mehr aufhören. Menschen mit ihren Stärken und Schwächen, ein immer wiederkehrendes Thema, aber so tiefsinnig habe ich es noch nie erlebt, geschweige denn diskutiert. Direkt erholsam zwischen all der Düsternis waren die Romanzen. Ich konnte ab und zu schmunzeln, obwohl immer der Gedanke im Hintergrund lauerte, da passiert noch was. So, was mich allerdings absolut zum Protest bringt sind die beiden Enden. Wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, stärkt der Mensch mit seinen Ängsten, Zweifeln aber auch Stärken die Hohen, die wiederum den Mensch manipulieren und bereits erwähnte Merkmale ausnutzen um sich zu nähren. Das ist ein sich stetig wiederholender Zyklus, der nur unterbrochen werden kann, wenn die Menschen nichts tun. Beide Enden verfehlen meiner Meinung nach das Ziel. Der Mensch ändert sich nicht und behält seine Attribute und alles fängt von vorne an. Alles wäre gut, wenn (um mit Jespars Worten zu reden) ein jeder sich um sich selbst kümmern würde. Das wäre doch schön!!!
P.s. Ein großes und nochmal großes Dankeschön für dieses Spiel und ganz viel Kraft für die Fortsetzung auf die ich mich riesig freue.

Malphas zum Gruß Elbegil
Mölli
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31.05.2017 20:54Elbegil hat geschrieben:
Wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, stärkt der Mensch mit seinen Ängsten, Zweifeln aber auch Stärken die Hohen, die wiederum den Mensch manipulieren und bereits erwähnte Merkmale ausnutzen um sich zu nähren. Das ist ein sich stetig wiederholender Zyklus, der nur unterbrochen werden kann, wenn die Menschen nichts tun.
Der Zyklus kann schon durch den Mensch unterbrochen werden und sie waren ja auch nah dran, aber dann ist das passiert, was du in deiner Aufzählung vergessen hast.
Der Mensch stärkt die Hohen nicht mit Angst, Zweifeln und schon gar nicht mit Stärken, sondern sie nutzen die Schwächen der Menschen in ihrem Spiel aus. Die größten Schwächen der Menschen sind bedingungsloser Glaube und unkontrollierte Gefühle. Und genau mit einem der stärksten Gefühle, nämlich Rache/Hass ist die Unterbrechung des Zyklus letztendlich auch gescheitert.

Das Spiel ist ein Spiegelbild der Wirklichkeit, wo sich viele Menschen auch durch die "Hohen" manipulieren/steuern lassen.
Elbegil
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Hm..., ich glaube schon, dass die Hohen nicht umsonst die Menschen manipulieren. Sie nutzen nicht nur die Ängste, Zweifel und ja auch die Stärken, sie saugen sie auf, um zu existieren. Jedenfalls habe ich Enderal so verstanden und eigentlich macht es nur so Sinn oder?

Ich danke Dir für Dein Feedback! Elbegil
Kermit 61
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Das war im Grunde genau das was mich besonders an Enderal fasziniert hat.
Die Parallelen zu aktuellen Geschehnissen. Politisch oder religiös motiviert. Nein ich möchte jetzt nicht über Beispiele diskutieren. Weil ich finde das wäre hier Fehl am Platze. Jeder der halbwegs informiert ist weiß eh was ich meine.

Wichtig war halt auch die Interpretations Freiheit des Spielers.
Und das Ende? Ist das nicht realistisch?
Ich bin halt nicht der super duper Welten Retter und alles ist gut. Sondern ein Fleischloser der manipuliert wurde und nicht das geschafft hat was er sich vielleicht erträumte. Aber eine künftige Chance verbleibt...

Ich persönlich kenne nur ein Spiel wo das ein wenig vergleichbar ist. Das ist Mass Effect 3 (also das Ende der ME Trilogie).
Was gab es damals für einen Shitstorm! Der Held ist tot (bis auf ein schwierig erreichbares optionales Ende welches später eingebaut wurde aber da war auch nicht alles "gut").
Genau so wurde/wurden ja hier im Forum auch schon das Ende/die Enden von Enderal kontrovers diskutiert.
Mölli
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01.06.2017 16:04Elbegil hat geschrieben:
Hm..., ich glaube schon, dass die Hohen nicht umsonst die Menschen manipulieren. Sie nutzen nicht nur die Ängste, Zweifel und ja auch die Stärken, sie saugen sie auf, um zu existieren. Jedenfalls habe ich Enderal so verstanden und eigentlich macht es nur so Sinn oder?

Ich danke Dir für Dein Feedback! Elbegil
Die Hohen manipulieren die Menschen nicht, weil sie sie zum Existieren brauchen, es ist ein perfides Spiel um Leben und Tod.
Gewinnen die Hohen, entsteht ein neuer Hoher und die Menschen sterben. Gewinnen die Menschen, dürfen sie weiterleben und ein Hoher (oder mehrere, alle) würden durch die Energie der schwarzen Steine die nun auf sie gerichtet ist ausgelöscht.
Die Hohen wissen aber um die Schwächen der Menschen, das Sie in dem Spiel sogar ihr Dasein riskieren, weil sie sich sicher sind, das Spiel zu gewinnen. Wenn die Menschen nun Stark wären, würden die Hohen das Spiel verlieren und erst gar nicht spielen.

Und wie Kermit 61 geschrieben hat, weiß jeder der sich Gedanken macht, was der Hintergrund der Geschichte ist.
(nur das in Wirklichkeit die "Hohen" nie ihr Leben riskieren würden, das überlassen sie anderen)
Wenn man näher darauf eingehen würde, würde man in ein Wespennest stechen, deshalb soll sich jeder seine eigenen Gedanken machen oder auch nicht.
(wer sich Gedanken machen will, sollte nochmal genau zuhören was man tun muss, um mit den männlichen NPC eine Beziehung eingehen zu können, also wie er über etwas bestimmtes denkt)
Inachis Io
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01.06.2017 16:36Kermit 61 hat geschrieben:
Das war im Grunde genau das was mich besonders an Enderal fasziniert hat.
Die Parallelen zu aktuellen Geschehnissen.
Kein Widerspruch von mir, sondern eher eine Erweiterung des Gedankens: Ich würde sagen, die Themen, die Enderal anschneidet und ungeschönt beleuchtet, waren die ganze Menschheitsgeschichte über "aktuell": Wir begehen immer wieder die gleichen Fehler. Wir erschaffen, wenn man so will, immer wieder unsere eigenen "Hohen": Krieg, Unterdrückung, Umweltverschmutzung, und was die Menschheit sonst noch so alles an unschönen Dingen über sich selbst bringt. Und nicht etwa, weil wir es normalerweise nicht besser wüssten. Diese ganzen Dinge geschehen nicht, weil uns einfach noch niemand gesagt hat, dass Bomben werfen oder Grundwasser vergiften nicht besonders gut für die Menschheit (und den Rest des Planeten) ist. Wir wissen es. Wir tun es trotzdem. Und wir finden unzählige von Gründen, warum es diesmal in Ordnung ist. Wir sagen uns, dass wir immer noch gute Menschen sind, selbst wenn wir anderen im Großen oder Kleinen willentlich Schaden zufügen. Weil das Opfer es verdient hat. Weil besondere Umstände herrschten. Weil man keine andere Wahl hatte. Weil es die Ausnahme war. Weil es eskalierte. Weil alle anderen das auch so machen. Weil wir uns verteidigen mussten. Weil es immer schon so war. Weil es schlimmere Dinge im Leben gibt. Weil die Konsequenzen erst später kommen. Weil, weil, weil - es spielt eigentlich keine Rolle, womit wir uns rechtfertigen, der Punkt ist, dass wir es tun. (Und wenn ich wir sage, nehme ich mich dabei selbst nicht aus.) Und ich habe wenig Hoffnung, dass sich daran je etwas ändert. Diese Aggression und dieses Gruppendenken erscheinen mir mittlerweile einfach als primatentypisches Verhalten, und Ausnahmen davon sind vermutlich bloße Aberrationen, die auf lange Sicht nur wenig verändern können. Menschen wären viel erträglich, würden wir von Elstern abstammen, das sage ich immer schon. Vor dem Hintergrund erscheint mir das Fehlen eines glücklichen Endes in Enderal nur passend.

Ich habe hier übrigens schon öfter gelesen, dass Mass Effect als ähnlich empfunden wird. Einerseits sehe ich die Parallelen, andererseits wäre ich wohl von alleine nicht auf den Vergleich gekommen. Mass Effect hat einen greifbaren Außenseiter, der eine Gefahr für die Zivilisation darstellt, während Enderal bei mir mehr einen "die Zivilisation frisst ihre Kinder"-Eindruck hinterlässt. Konkret vs philosophisch, wenn man so will.
Mölli
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02.06.2017 04:28Inachis Io hat geschrieben:
Diese ganzen Dinge geschehen nicht, weil uns einfach noch niemand gesagt hat, dass Bomben werfen oder Grundwasser vergiften nicht besonders gut für die Menschheit (und den Rest des Planeten) ist.
Ist das wirklich so?
1. Würde es unserem Planeten nicht am besten gehen, wenn sich die Menschheit selber auslöscht?
2. Wie lange lässt sich unser Planet das unkontrollierte Bevölkerungswachstum noch gefallen?
3. Schaden Bomben der Menschheit oder nur dem Teil der sie trifft und der Rest profitiert eventuell davon, weil Punkt 2 dadurch (teilweise) gestoppt wird?

Wie im Spiel, es gibt nicht immer gut und böse, schwarz und weiß, falsch und richtig.
Jeder soll die Fragen für sich beantworten, denn das Thema kann schnell ausarten und spätesten dann, gehört es hier nicht mehr hin!
Kermit 61
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02.06.2017 04:28Inachis Io hat geschrieben:
Ich habe hier übrigens schon öfter gelesen, dass Mass Effect als ähnlich empfunden wird. Einerseits sehe ich die Parallelen, andererseits wäre ich wohl von alleine nicht auf den Vergleich gekommen. Mass Effect hat einen greifbaren Außenseiter, der eine Gefahr für die Zivilisation darstellt, während Enderal bei mir mehr einen "die Zivilisation frisst ihre Kinder"-Eindruck hinterlässt. Konkret vs philosophisch, wenn man so will.
Ich möchte meine Aussage erklären.
In meinem Fall war es konkret so das ich etwas bis Ende letzten Jahres Enderal zwei mal durchgespielt hatte. Danach habe ich erstmals (!) die ME Trilogie gespielt.
Es waren also alle Spiele bei mir noch recht präsent.
Mein Vergleich zielte ausschließlich darauf ab dass es kein ansonsten in der Regel gewohntes "happy end" gibt. Sprich der Held/die Heldin kriegen die Prinzessin/den Prinzen und rettet nebenher noch die nunmehr natürlich viel bessere Welt. Bewusste Übertreibung. Ich denke jeder weiß was ich meine :wink:

Nach ME 3 halt der bekannte Shitstorm (kann jeder den es interessiert nachlesen). Der sogar dazu führte dass Electronic Arts aufgrund der Proteste ein etwas "schöneres" Ende nach gepatcht hat. Der Held -Shepard- war dennoch tot (bis auf die schwer zu erreichende eine Ausnahme).
[+] Held
Aber in Enderal sind wir ja sogar praktisch von Anfang an "Fleischlos" 8)
In diesem Zusammenhang bin ich mal auf das neue vorgesehene alternative Ende gespannt. Wobei ich nicht davon ausgehe dass SureAI da wie seinerzeit EA einbricht.
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