Nachdem ich die letzten Tage ganz gespannt eure Theorien zum alten Mann verfolgt habe, dachte ich, ich schreibe meine Gedanken dazu auch einfach mal auf. Bestimmt kann mir der ein oder andere damit weiterhelfen
Da ich Enderal erst vor 3 Tagen nach wirklich sehr exzessivem, stundenlangen Spielen beendet habe (ich glaube ich habe in meinem Leben noch kein anderes Spiel so dermaßen gesuchtet. Ich bin eigentlich nur so eine Gelegenheitsspielerin
) und ein zweiter Durchgang noch ansteht, fällt es mir zur Zeit noch schwer die Gedanken zu ordnen und vor allem all das, an das ich mich so erinnere, mit konkreten Stellen zu belegen. Ich hoffe ich schreibe jetzt nicht allzu viel Blödsinn.
Einer meiner ersten Gedanken war, ob der alte Mann nicht im Grunde eine andere Version des Spielers selbst sein könnte. Also statt der Prophet einer anderen Zeit, eben der Prophet einer anderen (nahezu identischen) Dimension/ einer alternativen Realität, die sich von der eigenen nur in einigen Details unterscheidet.
Was mich vor allem daran denken ließ, waren die Holzfiguren, die mit den Geschehnissen um Jespar und Calia verknüpf sind. Die Ereignisse erscheinen mir für den Zyklus einfach nicht relevant genug, sodass ich das Gefühl hatte, dass hier eher ein persönliches Anliegen in den Darstellungen zu suchen ist.
Eine offene Frage herbei bleibt, warum der alte Mann nicht versucht dem Spieler die Wahrheit über seine Rolle im Zyklus zu erklären. Da wäre meine einzige Idee, dass der alte Mann als quasi alternative Version des Spielers genau weiß, dass er nichts bewirken wird, weil er selbst sich davon auch nicht hätte beeinflussen lassen. Hier ließe sich dann das Thema mit dem Stolz wieder aufgreifen. Ich denke schon, dass das unter anderen auch ein Thema ist, welches gut auf den Propheten anwendbar ist.
In den Träumen wird ja durch Vati immer wieder gesagt, dass man eigentlich gar nichts Besonderes ist. Es scheint für mich also, als wäre vor allem der Wunsch genau das zu widerlegen eine der Hauptmotivationen, durch die das Handeln der Spielfigur bestimmt wird (und zumindest was mich angeht auch des Spielers selbst
).
Desweiteren würde diese Hypothese meiner Meinung nach ebenfalls einen Ansatz dazu geben, wie der alte Mann sein Haus und sich einfach komplett verschwinden lassen würde. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es da mal ein Gespräch (mit der Magistra?) in dem es darum geht, dass man verschiedene Eventualitäten sehen und wahr werden lassen kann. Also vielleicht hat der alte Mann eben genau das getan, als er in die Dimension des Spielers gereist ist.
Wenn man den alten Mann nach seiner Identität fragt, sagt er ja folgendes:
"Früher hätte ich euch eine eindrucksvolle Antwort darauf geben können, aber derzeit kann ich nichts sagen, was Euch helfen würde. Sagen wir einfach ich bin ein fleischloser Beobachter. In dieser Zeit kennt ihr mich vermutlich als den "alten Mann"."
Das passt meiner Meinung nach auch genau auf die Rolle des Propheten, der erkennen musste, dass er eigentlich nichts Besonderes war, sondern lediglich Spielfigur der Hohen.
Natürlich könnte das auch auf einen Propheten einer früheren Zeit zutreffen, aber als man mit dem Schwarzen Wächter spricht, sagt dieser ja, dass der Prophet noch nie erkannt hätte, dass er lediglich eine Projektion ist. Da der Schwarze Wächter aber eben nur über die eigene Dimension Bescheid weiß, ist es durchaus möglich, dass es das in einer anderen Dimension eben bereits gegeben hat.
Mir ist bewusst, dass die Theorie wahrscheinlich nicht haltbar ist, da es zu viele Ungereimtheiten und offene Fragen gibt, wie z.B.:
- Warum "hilft" der alte Mann dem Spieler überhaupt bzw. überlässt ihm das Wort der Toten?
- Wer ist die Frau im Wasser?
- Inwiefern wussten die Lichtgeborenen über ihn Bescheid?
etc.
Ich wolte meine Gedanken aber trotzdem einfach mal festhalten und hoffe, dass ich das in einer halbwegs verständlichen Form getan habe. Wie gesagt, im Moment fällt es mir noch schwer alle meine Gedanken dazu in geordnete Bahnen zu bringen