Bezug zu aktuellen gesellschaftskritischen Themen

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hati39
Stadtwache
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Habe noch keinen Thread zu diesem Thema gefunden. Bin ich der Einzige, dem das bisher aufgefallen ist? Ist es Absicht oder bilde ich es mir nur ein? Jedenfalls finde ich die Themen in Enderal verblüffend nah am Zeitgeschehen im RL.

Den ersten Schmunzler gibt es ja schon nach ein paar Minuten, mit der guten Pfeife Friedenskraut (Warum muss das Zeug so teuer sein?) und spätestens beim Flirt mit Jesper auf dem Wachturm (Wein oder Pfeife) wird klar, dass man vielleicht jedem seine freie Entscheidung lassen sollte, womit man sich berauscht.

Womit wir gleich beim zweiten Thema wären, denn mit meinem weiblichen Character entwickelt sich das durchaus zu einem handfesten Flirt. Aber anhand der möglichen Antworten beim Gespräch in der Kneipe kurz davor erscheint es mir wahrscheinlich, dass auch gleichgeschlechtliche Zuneigung in Enderal als das behandelt werden, was sie sein sollten, nämlich die normalste Sache der Welt. Werde im beim nächsten Play Through mal antesten, aber vielleicht hat es ja schon jemand getan.

Besonders deutlich wird meine Anmerkung aber beim Thema Religion. Ich spiele zwar vom ersten Tag an, bin aber noch lange nicht durch, weil ich viel Zeit mit modden und schick machen verbringe und auch wirklich jeden Charakter ansprechen und jeden Winkel durchsuchen will. Deshalb weiß ich noch nicht genau, wie das Thema am Ende dasteht (oder gar bloßsteht), jedenfalls geht es ja sehr offensichtlich darum, sich ein Volk mittels Religion gefügig zu machen, es für sich kämpfen zu lassen und alles so schön auszubalancieren, dass es wunderbar klappt und selbst den höheren Weges Geborenen gar nicht so recht auffällt, was eigentlich abgeht, denn auch sie sind nur ein Rädchen im Getriebe.

Und zu guter letzt ist da noch das Thema Diskriminierung. Wobei ich irgendwas vergessen habe, während ich schreibe, das reiche ich ggf nach, wenn es mir einfällt. Dass ich so vergesslich bin, liegt wahrscheinlich an der einen oder anderen Pfeife Friedenskraut zu viel, nehme ich an :roll:

Ganz schön politisch jedenfalls für ein Fantasy RPG.
ArsCortica
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Bei Religion würde ich vielleicht noch hinzufügen dass sowohl Enderal als auch Nehrim was Religion angeht stets zwei Dimensionen aufzeigt - auf der einen Seite natürlich Religion als Kontrollmechanismus für die Mächtigen und Religion als Grundlage für Diskriminierung, auf der anderen Seite aber auch die Frage ob ein solcher Kontrollmechanismus nicht vielleicht auch notwendig ist und ob der Ultra-Atheismus wie er von Coarek gefahren wird nicht einfach nur eine eigene Art von gottloser Religion.

Dazu noch ein sehr schönes Zitat von (ich glaube) Tyr aus Nehrim:

"Ihr dürft euch nicht nur die Frage stellen, ob eine Herrschaft gerecht ist - das war die der Lichtgeborenen nicht unbedingt. Jedoch müsst ihr euch auch fragen, ob eine Herrschaft vielleicht notwendig ist - und ja, das war sie, denn sie war beständig."

Im wesentlich läuft es also alles wieder zu der alten Frage zwischen Freiheit und Sicherheit hinaus.
Glycerin
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Ein anderes schönes Zitat aus Nehrim zum Thema Religion ist auch "Das einzig Erleuchtende an Religionen ist ein brennender Tempel bei Nacht.", mein persönlicher Favorit.
Wobei man sagen muss, dass sich die Autoren trotz allem Mühe gegeben haben, das Thema Religion vorsichtig anzugehen. Zum einen sicherlich, um eine differenziertere Sichtweise rüberzubringen, zum anderen, denke ich, aber auch, um einen Shitstorm zu vermeiden. Hier im Forum geht es ja ziemlich zivilisiert zu, aber stell dir mal vor, was los wäre, wenn die Kernaussage tatsächlich wäre, dass Religionen nur der Unterdrückung und Kontrolle der Menschen dienen. Da regen sich viele Religiöse schon wegen deutlich weniger auf, gerade auch im englischsprachigen Raum. Der Durchschnittsdeutsche scheint mir in der Hinsicht entspannter, aber mit der englischen Version von Enderal wird ein viel größeres Publikum erreicht.
Scadur
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Jedenfalls finde ich die Themen in Enderal verblüffend nah am Zeitgeschehen im RL.
Ja und Nein. :mrgreen: Viele der Themen sind zeitlos und daher immer aktuell. Religion, Diskriminierung etc. sind ja so alt wie die Welt selbst.

Allerdings finde ich die Art und Weise WIE die Entwickler es in die Story eingebunden haben mehr als bemerkenswert. Nicht viele würden sich trauen, solche Themen unterzubringen. Wenn sie untergebracht werden, dann meist nur schwarz - weiß."Religion ist böse oder sie ist gut." Aber sich so geschmeidig in der Grauzone, die Religion tatsächlich ist, zu bewegen und den Spieler zu ermutigen selbstständig darüber nachzudenken, dass schaffen nur wenige bzw. die Besten. :thumbsup:

Gerade wenn man in diesem Forum liest, ist es unheimlich spannend, wieviele Menschen sich Gedanken machen und versuchen ihre eigene Warhheit zu finden. Enderal ist somit weit mehr als nur ein Spiel :mrgreen:
hati39
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Scadur hat geschrieben:
Allerdings finde ich die Art und Weise WIE die Entwickler es in die Story eingebunden haben mehr als bemerkenswert.
Da stimme ich dir uneingeschränkt zu. Ich finde allerdings schon, dass die Themen gerade sehr aktuell sind, auch wenn sie natürlich immer schon irgendwie diskutiert werden. Aber im Moment sprengt sich halt alle paar Tage jemand im Namen irgendeines Gottes in die Luft, Angie und ihre Mannen diskutieren allen Ernstes die Verwendung von Marihuana zumindest schon mal zu medizinischen Zwecken und lässt die steuerlichen Möglichkeiten bei kompletter Freigabe prüfen, während eine stetig wachsende Zahl der Bevölkerung drauf shized und sich abends statt dem Bier eine Pfeife Friedenskraut gönnt und das Zeug zumindest nach 19 Uhr leichter zu bekommen ist, als eine Packung Aspirin.

Nindestens letzteres ist natürlich Zufall, aber 9/11 ist, man glaubt es kaum, schon 15 Jahre her und die AfD hat sich Anfang 2013 als Reaktion auf die Flüchtingspolitik der Bundesregierung gegründet, das kann also durchaus Einfluss gehabt haben unter den Entwicklern (die ja vielleicht auch mal einen Satz dazu sagen **mitdemzaunpfahlwink**)
Lyrgiarwen
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Vllt. für den ein oder anderen mal bei der nächsten Pfeife Friedenskraut zum nachdenken:

Religion ist Opium fürs Volk!

Heutzutage gern genutzt, zum aufputschen oder zum beruhigen.
Oder, wenn alles nicht mehr hilft, schmerztötend.

In früheren Zeiten waren Religionen nichts anderes als einfache Methoden, dem Leben der Menschen eine Art Regel oder roter Faden zu sein. Gesetze oder andere schwierige Dinge verstanden die meisten nicht, da sie nicht über die Bildungen verfügten, die uns heutzutage möglich ist. Opfer als simple Methode, unliebsame Gegner loszuwerden oder ganz einfach irgendwelche Dinge nach dem Gutdünken der Obrigkeit zu leiten. Und damit die Frage nach dem Wer oder Warum gar nicht erst aufs Tapet kommt, waren selbst die Herrschenden nie verantwortlich, sondern nur immer 2. Reihe nach den Göttern, die ja die eigentlichen "Drahtzieher" sein sollten.
Bequem...

Der Islam wird auch heute noch gern derart genutzt, interpretiert, um eigentlich nur den Willen einiger weniger Vollpfosten darzulegen.
Ihre Anhänger sind meist unterbelichtete, einfache Menschen, die den wahren Hintergrund nicht einmal ansatzweise verstehen würden und genau deshalb als leichte Ziele jener benutzt werden.
So wars, denk ich mal, in allen Religionen und in einigen wenigen, bis heute.
Alsbald man sich aber nicht mehr mit den lapidaren Aussagen oder Darstellungen zufrieden gibt, sondern hinterfragt und Beweise fordert, muss auch die modernste Religion die Fahne streichen und kann sich nur noch auf eine Ebene flüchten, die wir mundartlich als Glauben bezeichnen.
Tja, ...wers glaubt...

Lichtgeborene...mancher möchte das gern als Erleuchtete interpretieren...oder vllt. auch nur, daß jenen mal "ein Licht aufgegangen" ist. Sinnvoller wäre eher, daß diese "im Licht", also auf höherer gesellschaftlicher Stufe, geboren wurden, evtl. dem Adel entsprechend oder monitär, bzw. in machtvollen Kreisen.
Der Tod jener, man denke da an die französische Revolution oder andere geschichtliche Beispiele, fand schon oft grosses Aufsehen.
Und auch ihre Beschützer...na?, kennt noch jemand die drei Muskel...errrm...Musketiere?
Weitere Beispiele überlass ich euch.

Wie passt jetzt der Zyklus hinein?
Nun, so dumm es klingt, aber wir selbst befinden uns in einem solchen...nur nicht so exakt in festgelegter Jahreszahl, trotzdem immer wiederkehrend.
Nur nennt man das geschichtlich Gross- oder Weltkriege, Massenepidemien oder Naturkatastrophen.
Im Endeffekt bleibt sich das Ergebnis gleich...es sterben auf grausame Weise hunderttausende, ganze Landstriche werden verwüstet und Gesellschaften, Historien verschwinden auf Nimmerwiedersehen.
Aus jener Asche steigt dann, Phoenix gleich, eine andere Zivilisation empor, entwickelt sich, bis....tja, die Ignoranz und die Gier im Menschen, die Dekadenz oder manchmal schlicht die Natur dem ganzen das Stopschild vor den Kopp knallt und das Spiel von vorn beginnt.

Im Spiel nimmt man als Urheber die Hohen, in der Realität sehen die Gründe banaler aus.
Da sind für die meisten Probleme die "hohen Herrschaften" verantwortlich, üblicherweise Politiker genannt.
Hin und wieder (hierzulande) auch die 635 Affen aus Berlin betitelt...es gibt aber sicher auch andere Bezeichnungen.
Gleichsam den Knilchen im Spiel entzieht sich auch im Realen den meisten die Beweggründe für ihr Verhalten, es wird artikulationsreich auf die Fehler anderer (nie auf die eigenen) hingewiesen und sich letztendlich hinter einem süffisant überheblichen Ego-schirm versteckt.
*summt*...was gibts schöneres auf Erden, als Politiker zu werden...

Das unser Char wie ein Wiesel auf Dope durch die Welt rennt, hier mal was lernt, da sich n Buttermesser schmiedet, aber unterm Strich nicht viel an der Welt ändert, ist im realen genauso.
Irgendwie fehlte mir die Spieltischbezeichnung "Groschengrab", aber vllt. war das dann doch zuviel des Guten. ;)
Trotzdem, immerhin haben auch die Medien ihren Einzug, und ein Kai-Ebel-Marktplatzschreier sorgt für den ein oder anderen Brüller. Leider hat man seinem Hang zur Gay-Modeszene nicht Rechnung getragen und der Spiel-NPC. sieht recht bieder aus.

Trotz allem...mein persönlicher Favorit ist "Wirbelsturm".
Ein dumm-treu-dämlich in die Gegend schauender Esel, (ich hab meinen Angie genannt...man versteht sicher, warum) dem einzig und allein, die Mohrrübe im Maul fehlt.

In diesem Sinne...;)
hati39
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Lyrgiarwen hat geschrieben:
Der Islam wird auch heute noch gern derart genutzt, interpretiert, um eigentlich nur den Willen einiger weniger Vollpfosten darzulegen.
Ihre Anhänger sind meist unterbelichtete, einfache Menschen, die den wahren Hintergrund nicht einmal ansatzweise verstehen würden und genau deshalb als leichte Ziele jener benutzt werden.
Der Islam hatte einfach noch keine Reformation. Im Mittelalter war der Orient in voller Blüte, hochgebildet und fortschrittlich. Dafür bei uns Pest, Hunger und geld- und machtgieriger Clerus, der selbst dem Adel ans Bein pissen konnte. Bis good old Martin dann seine Thesen an die Tür genagelt hat und es plötzlich ne Bibel für alle gab, nebst Bildung. Und, vor allem, Staat und Kirche getrennt wurden.

Insbesondere letzteres fehlt den islamischen Staaten. Und dann nehme man einfach mal ein Land wie Afghanistan. 85% sind Analphabeten, wohnen irgendwo in der Pampa und haben echt ein hartes Leben. Die sind nicht unterbelichtet, die haben einfach Null Schulbildung und kämpfen jeden Tag um ihr Überleben und das ihrer Familie. Und die, die Schulbildung genießen, gehen in eine Islamschule. Nur eine handvoll Reicher kann sich moderne private Schulen leisten. Ich denke mal, an dieses Titelbild (links) werden sich zumindest die älteren hier noch erinnern. Ich denke, die beiden Bilder sprechen für sich.

Willst oder kannst du dieser Frau irgendeinen Vorwurf machen? Dass sie an ihren Gott und die die ganzen Geschichten um ihren Erlöser glaubt? Wohl kaum! Seit sie ein Baby ist, geht es um nichts als ihr Leben und ihre Religion. Sie könnte nicht mal auf die Idee kommen, dass das nicht stimmt, was man ihr lebenslang vorgebetet hat, sie kennt ja gar nichts anderes.

Aber sie wäre natürlich das ideale Opfer für einen machthungrigen Führer, völlig klar, eben genau wie bei uns vor ein paar Hundert Jahren. Aber selbst die USA haben es geschafft, noch irgendwie unseren lieben Gott in die Werte der Menschen einzupflanzen und in bestimmten Bereichen für Ordnung zu sorgen (wenn da nur nicht diese bösen Wegelosen mit der anderen Hautfarbe wären) oder Dinge zu rechtfertigen, für die es eigentlich keine Rechtfertigung gibt. Praktisch z.B. für ihren nächsten Krieg, in dem es zwar eigentlich wieder nur um Öl geht, aber die Religion der teuflischen Osmanen ganz gut herhalten kann.

Also, ich kann den Menschen selbst, wie du, keine Fehler oder mangelnde Intelligenz anhängen, aber ich denke, ansonsten sind wir einig. Religion hatte ihren Zweck, vor 2000 Jahren, wurde seitdem missbraucht und sollte heute eigentlich keine Existenzberechtigung mehr haben, denn wie man es auch dreht und wendet: von den Pharaonen bis heute sind die meisten Kriege im Namen irgendeines Gottes geführt worden. Und seit den Kreuzügen idiotischerweise im Namen eines Gottes, der auf der gleichen Geschichte basiert.
Scadur
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Staat und Kirche getrennt wurden.
Vollständig sind Staat und Kirche auch nicht getrennt dann gäbe es ja auch keine Kirchensteuer. Und KEINEN Religionsunterricht an Schulen, was sowieso reiner Schwachsinn ist. Religion ist Privatsache. Ich möchte später nicht, dass meine Kinder das im Unterricht vermittelt kriegen und Gebete wie Gedichte runterleiern müssen, wie bei mir. (Normale Grundschule übrigens).

Als Kind denkt man sich nichts dabei, aber so Jahre später....denke ich schon so ..."Wow Gehirnwäsche!"
Wer seinem Kind unbedingt Religion mitgeben will, der kann es gern zum Kindergotttesdienst schicken und konfirmieren lassen oder ne Runde in der Thora und dem Koran schmöckern lassen - aber ernsthaft. Nicht an einer Schule.

Warum nicht Ethik als Fach? Kindern beibringen, wie man sich höflich und tolerant verhält, vermischt mit Streifzügen in Philosophie und den neutralen Vorstellen von unterschiedlichen Religionen. Kindern schon von klein auf beibringen, dass man sich am besten selbst eine Meinung bildet und nicht wie ein Schaf den anderen hinterherblökt. :lol:


Ich bin eigentlich auch kein Feind von Religion. Sie gibt vielen Menschen Hoffnung oder das Gefühl nicht sinnlos auf der Welt zu sein und das ist vollkommen okay. Aber sie sollte niemals freies Denken ersetzen oder unterdrücken.

Ich z.B. glaube vor allem daran, dass gesunde Spiritualität niemals nur durch mit dem Lesen von Schriften erreicht werden kann. Glaube ist persönlich und keine Anleitung für einen Staubsauger. :mrgreen: "Aha, und jetzt die Hände falten..Hm...ok...nächster Schritt."

Man muss Erfahrungen machen und diese reflektieren und keinem Gott die Schuld in die Schuhe schieben, wenn etwas Schlimmes geschieht. Oder sich hinter ihm verstecken und behaupten, der eigene Wahnsinn beruhe auf dieser imaginären Vaterfigur.
[+]
Denn wer seine Erfahrungen nicht reflektiert, den kommen die Hohen holen. :lol:
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Scadur hat geschrieben:
(...) und nicht wie ein Schaf den anderen hinterherblökt. :lol:
Hey ho, das nehm ich jetzt aber persönlich. :P Und nun BTT.
hati39
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Scadur hat geschrieben:
Vollständig sind Staat und Kirche auch nicht getrennt dann gäbe es ja auch keine Kirchensteuer.
Ja, da hast du Recht, aber es ist schon ein Unterschied, ob die offizielle Staatsform "Parlamentarische Republik" oder "Islamische Republik" lautet, um bei Afghanistan zu bleiben. Habe jetzt vorsichtshalber nochmal nachgesehen: 99,9% sind Muslime, 80% leben auf dem Land, 70% sind Analphabeten, bei Frauen 90%. Für die Landbevölkerung gibt es, wenn überhaupt, ausschließlich Koranschulen. Gelehrt wird Lesen, Rechnen und die Lehre des Islam. Die wenigsten bekommen ausdrücklich Schreibunterricht. Auch wenn das nach dem lesen Lernen, abgesehen von den kognitiven und affektiven Aspekten, eher eine mechanische Übungssache wie das Fahrradfahren ist, kann man dem Ganzen doch eine gewisse Methode unterstellen. Rechnen muss man können, um Handel zu betreiben, und das niedere Volk muss schließlich die Waren produzieren, Lesen muss man können, um den Koran zu studieren, aber Schreiben ist nur bedingt erwünscht, sonst kommt noch jemand von da unten auf die Idee, seine Gedanken in längeren Texten zu verfassen oder gar zu verbreiten.

Wenn ich das jetzt mal mit Deutschland vergleiche: hier leben 78% in Städten. 33% haben gar keine Konfession (ich weiß, dass der hohe Anteil an den neuen Ländern liegt, aber auch schon vor der Wiedervereinigung ist die Zahl stetig bis auf 14% gestiegen und steigt immer noch), etwa 5% Muslime, davon fast die Hälfte deutsch, und zu etwa gleichen Anteilen gibt es buddhistische und jüdische Gemeinden (unter 0,4%). Die restlichen 60% teilen sich die beiden großen Amtskirchen (kath. 29,5 %, ev. 27,9%) mit anderen christlichen Kirchen. Es sieht also diesbezüglich weit weniger homogen aus und hat bei den allermeisten Menschen hier kaum bis absolut keinen Einfluss auf ihr tägliches Leben.

Die Kirchensteuer wird übrigens von den Kirchen und jüdischen Gemeinden erhoben, nicht vom Staat. Der Staat zieht die nur in deren Auftrag ein, gegen Aufwandsentschädigung übrigens, weil es natürlich idiotisch ist, den ganzen Berechnungs- und Verwaltungsauswand 2x zu machen. Das ist durchaus üblich, auch in anderen Bereichen. So wird z.B. das Verletztengeld der Berufsgenossenschaften im Falle eines Arbeitsunfalls auch von der Krankenkasse des Versicherten berechnet, verwaltet und ausgezahlt. Der Religionsunterricht ist als einziges Schulfach im Grundgesetz verankert. Der Gedanke war positiver Natur: es sollte das Recht darauf verankert werden. So verstehen es auch die meisten Bundesländer, weshalb man in der Regel der Teinahme widersprechen kann (bzw die Eltern). Als Ersatzfach wird übrigens meist Ethik angeboten. In einigen Bundesländern ist Religionsunterricht Pflicht. Es darf allerdings auch niemand zu religiösen Handlungen gezwungen werden, weshalb auch dort für Konfessionslose und Verweigerer Ersatzunterricht angeboten wird. Je nach Nachfrage gibt es übrigens auch Unterricht anderer Religionen. In Berlin wird beispielsweise Buddhismus als Fach angeboten, in NRW islamischer Religionsunterricht. Und so ziemlich alle anderen Religionen sind auch vertreten. Alles übrigens unter staatslicher Schulaufsicht mit Deutsch als Unterrichtssprache. Die ausdrückliche Trennung von Staat und Kirche ist übrigens ebenfalls im Grundgesetz verankert.

Also, egal wie man jetzt zu Religionen steht: ich denke schon, diese Gegenüberstellung macht ziemlich deutlich, wo die Unterschiede liegen und auch, welche der beiden Formen sich für eine echte Gehirnwäsche besonders eignet :wink:

Quellen: Wikipedia, statistisches Bundesamt und statista.com

Edit:
nochwas kommt mir gerade in den Sinn. In Deutschland ist es völlig schnuppe, welcher Konfession du angehörst, wenn du Lehrer werden möchtest. Auch wenn es Beispiele aus erzkatholischen niederbayerischen Dörfern geben mag, wo eine muslimische Frau mit Kopftuch auf wenig Gegenliebe stoßen wird, von Meck-Pomm jetzt mal abgesehen, da sind es ja keine religiösen Gründe. Wie auch, bei fast 90% Konfessionslosen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es aber für einen Christen oder gar einen Juden völlig unmöglich sein, eine Anstellung als Lehrer in Afghanistan zu bekommen. Und selbst wenn dies theoretisch möglich wäre: ob der jüdische Lehrer seinen ersten Unterrichtstag überlebt?
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