Cloud Atlas

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Nicolas Samuel
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Hallo,

Nachdem ich gestern Abend das Glück hatte, den Film "Cloud Atlas" zu sehen, wollte ich auch diese Plattform nutzen, um ihn wärmstens weiterzuempfehlen.
Es ist schwer zu sagen, was ich erwartete, als ich in das Kino ging, aber der Film hat wohl alle meine Erwartungen übertroffen. Die Inszenierung ist toll, die Schauspieler ebenfalls und alle Charaktere unstereotypisch und stellenweise auch gewagt, aber was mich bei diesem Film so ungemein bewegt hat: Der Film hat einen unglaublichen Tiefgang.

Und genau das hat mich ungemein gerührt und macht ihn zu einem der besten, wenn nicht sogar dem besten Film, den ich je gesehen habe.

Vielleicht hat ihn ja jemand ebenfalls gesehen?

Schönen Gruß,

Latiro
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Danke für die Bewertung, hatte auch schon länger mit dem Film geliebäugelt !
P.S: Wie wärs wenn man den Beitrag gleich in nen Film Thread schiebt ?
Holomay
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Ich war jetzt auch in Cloud Atlas und möchte mich erst mal bei Latiro für die Empfehlung bedanken! Das hat sicher dazu beigetragen, dass ich schneller als geplant in den Film gegangen bin, da ich ehrlich gesagt ein wenig Angst hatte, enttäuscht zu werden. Was ich über den Film, seine Struktur und seine Ambitionen vorher erfahren hatte, deckte sich ziemlich mit dem, was ich mir von der großen Leinwand erhoffe.

Und ich kann nur zustimmen: Der Film ist großartig, die Schauspieler sind überzeugend, die Inszenierung ist gewaltig und berührend, die Grenzen von Genres werden gesprengt und etwas Eigenes, Besonderes daraus gemacht. Ich kann Cloud Atlas ebenfalls nur empfehlen, man bekommt so einen Film nicht alle Tage zu sehen!!

Es geht in diesem Thread ja um Cloud Atlas, und die Empfehlung ist ausgesprochen, deshalb werde ich nicht den ganzen Rest in einen Spoilerkasten schieben – also bitte erst nach dem Anschauen weiterlesen!

Ich bin mir sicher, dass ich den Film noch mehrmals anschauen werde, weil es mit Sicherheit noch viele Verbindungen zwischen den einzelnen Zeitebenen und Personen zu entdecken gibt – und weil ich mich auf eine Wiederholung der emotionalen „Reise“ bis zum Ende des Films hin freue.

Ich wundere mich über das, was manche Filmkritiker über Cloud Atlas schreiben. Zu denen, die den Film so „verwirrend“ finden, fällt mir eigentlich gar nichts ein. Was machen diese Leute – Filmkritiker wohlgemerkt! -, wenn sie mit Filmen wie z. B. Eraserhead konfrontiert werden? :-) Und: Wo waren diese Kritiker in den letzten Jahren, haben sie auch mal die eine oder andere TV-Serie gesehen? (Dazu unten mehr.)

Viele Kritiker bemängeln, dass der Film zu ambitioniert sei, dass er sich an seinem Thema verhoben habe. Klar, Cloud Atlas ist ambitioniert, es geht letztendlich um das Leben, das Universum und den ganzen Rest. Aber das ist kein Gewicht, das man mal eben stemmt, sondern ein Gebirge, aus dem auch die größten Kunstwerke nur kleine Splitter der Erkenntnis herausschlagen können. Statt sich zu freuen, dass auf der großen Leinwand mal wieder ein Projekt so ambitioniert daherkommt … ja, worauf warten diese Kritiker? Auf den Film, der alles beantwortet, damit man danach diesen ganzen Philosophie-Laden dichtmachen kann?

Meine eigene Kritik an dem Film – und die habe ich trotz aller Begeisterung – geht eher in Richtung des Formats (mal abgesehen von der Tatsache, dass ich es gerne gesehen hätte, wenn die 2012-Handlung mit ihrem Humor und ihren grotesken Elementen den Coen-Brüdern oder David Lynch überlassen worden wäre :)). Ich freue mich über die Bildgewalt auf der großen Leinwand, aber ist das Kino noch der richtige Ort für solche Erzählungen? Hätte ich die Charaktere lieber näher in Episoden zu 45 Minuten kennengelernt (gerne auch schon die Zeitebenen vermengend, ich meine nicht, dass sie wie im Buch getrennt werden sollen!), um erst nach einiger Zeit eine Ahnung von der Verbindung dieser Geschichten zu erhalten? Eher nicht, man kann nicht alles in ein Serienformat packen. Trotzdem – gerade seit Battlestar Galactica und LOST warte ich auf Filme, die mich im Kino so wie diese Serien packen können. Ich sehe die erzählerische Struktur von Cloud Atlas auch als eine sehr gelungene Reaktion auf das, was im Serienbereich schon seit Jahren an Maßstäben gesetzt wird.

Allerdings leidet gerade ein Element, das mir sehr wichtig ist, unter dem Zwang, so viel in so wenig Zeit erzählen zu müssen: die Musik. Eigentlich spielt sie eine zentrale Rolle in der Geschichte, doch sie konnte sich meiner Meinung nach nur in der Schlussphase wirklich entfalten – vorher seltsamerweise nur in gerade den Sequenzen, in denen die Zeitebenen sehr schnell ineinander geschnitten wurden, meist zusammen mit den Sätzen aus dem Off. In den Phasen, in denen der Film länger in einer Zeitebene verweilt, dort, wo eigentlich eine leitmotivische Entwicklung hätte stattfinden können, besaß der Soundtrack für mich sehr viel weniger an Wirkung, die Themen fanden für mich dort, trotz der langsameren Schnittfolgen, nicht genug Platz zum „atmen“. Ich kann gar nicht richtig benennen, was mir da gefehlt hat, deshalb belasse ich es dabei. Der Film verdient es sowieso, noch einmal angesehen und dann weiter bewertet zu werden.

Zwei Fragen möchte ich noch stellen: Wie weit sind Games noch von einem Werk wie Cloud Atlas entfernt? Und was muss passieren, damit diese Lücke überwunden werden kann? Man könnte diese Fragen natürlich viel lauter an anderen Orten stellen, aber gerade in diesem Forum treffen ja viele Leute zusammen, die daran interessiert sind, Games mit mehr Tiefe zu spielen und zu entwickeln.
Nicolas Samuel
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Freut mich sehr, dass du den Film als ähnlich bewegend wie ich empfunden hast! :)
Ja, die Kritiker... Was "verworren" da heißen soll, frage ich mich offen gestanden auch. Kein Schulbuchplot á la Heldenreise? Ich weiß nicht. Wenn "verworren" ein Kriterium für eine schlechtere Bewertung ist, dann müssten David Lynchs Filme ja ganz weit unten einzuordnen sein. :mrgreen:
Ich denke, dass der Film eben auch polarisiert, beispielsweise durch die Geschichte mit Sixsmith und Frobisher. Man kann sich sicher sein, dass ein paar konservative Stimmen hier allein deshalb negative Bewertungen verteilen. Und dann natürlich noch: Der Film regt zum Nachdenken an, vor allem über seine eigenen Handlungen. Wo wäre ich im "nächsten Leben"?
Vielleicht ist das ja einfach eine Frage, die sich manche Menschen nicht stellen möchten.

Aber selbstverständlich ist der Film nicht perfekt, aber das behauptet ja auch niemand. Deinen Vorschlag vom Format finde ich interessant, Holomay. Wäre der Film gleich epochal gewesen, wenn es "häppchenweise" serviert worden wäre? Schwer zu sagen. Es sind meines Wissens im Buch ja auch mehrere Geschichten noch dabei. Ich verstehe aber, was du meinst, denke ich.
Du meinst also auch, die Musik wäre hinter ihrem Potenzial zurückgeblieben? Darauf habe ich noch gar nicht so geachtet (Das titelgebende Stück ist meiner Meinung nach wunderschön!), werde es aber beim zweiten Kinogang definitiv tun.
Wie weit sind Games noch von einem Werk wie Cloud Atlas entfernt?
Eine interessante Frage! Wenn ich mir die Bestrebungen und die Tendenzen in unserem Game-Design Studium anschaue, würde ich sogar sagen: Gar nicht so weit.
Auch Spiele wie "Spec Ops: The Line" beweisen, dass Spiele sehr tiefsinnig sein können. Wenn du ein Spiel so epischen Ausmaßes meinst, da fällt mir spontan auch noch keines an. Aber wir geben in jedem Fall mit Enderal unser bestes, und wenn wir gute Arbeit leisten, dann könnten wir vielleicht sogar den ein oder anderen damit auf eine ähnliche Art und Weise berühren. :wink:

Lieben Gruß
Latiro
Taragor
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Ich habe den Film gleich einen Tag nach der Premiere angeschaut, weil ich schon von Anfang an sehr gespannt darauf war.

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich diesem Film mit Worten gerecht werden kann. Cloud Atlas ist einfach so vieles zusammen, er sagt unglaublich viel aus und wirkt trotzdem kein bisschen oberflächlich. Der Film sprengt die Grenzen der Zeit und ist in seiner Art und Umsetzung so einzigartig, dass man ihn niemals mit anderen vergleichen kann, geschweige denn in ein Genre einordnen könnte.

Mir als großen Freund der Philosophie hat Cloud Atlas schlicht weg die Sprache verschlagen. Für mich ist der Film der beste, den ich je gesehen habe.
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