Und noch einer durch!
Verfasst: 25.06.2017 11:37
Juten Tag auch!
Da hier ja scheinbar immer noch unglaublich viel los ist, versuche ich mal, meinen Beitrag ein wenig kürzer zu halten (ach, wird eh nichts...). Wollte nur auch noch ein wenig Feedback da lassen, da so ein Mammuts-Freizeitprojekt das meiner Meinung nach einfach verdient.
Fangen wir mal positiv an: Mit der Hauptgeschichte habt ihr wirklich wahnsinniges geleistet. Ich persönlich bin kein großer Fan von der Skyrim-Engine für intensives Storytelling (eher zum entdecken und genießen von Soundtrack und Atmosphäre), aber ihr habt es wirklich geschafft, sehr intensive Abschnitte in die Hauptgeschichte einzubauen, die sich auch trotz der Limitierungen Abwechslungsreich gespielt haben und einen teilweise intensiv in den Bann gezogen haben. Die Prüfung zur Aufnahme im Orden ist mir dabei sehr positiv im Gedächtnis geblieben als Paradebeispiel: Man lernt neue Leute kennen, wandert mit denen ein wenig umher, auf dem Weg passiert dann noch unvorhergesehenes, während alle Charaktere sich darüber austauschen und einem so aktiv näher gebracht werden - derartige Kleinigkeiten sind es, die für mich gute Spielerlebnisse schaffen. Man hört sich nicht nur ein wenig was an, läuft dann schweigend irgendwo kämpfend hin, um sich den nächsten Storyabschnitt anzuschauen. Stattdessen lernt man aktiv neue Dinge über die Welt und ihre Bewohner kennen. Auch dass vor morbideren Themen nicht zurückgeschreckt wird und trotzdem keine klassischen Bösewichte vorhanden sind, finde ich klasse.
Das Ende geht auch wahnsinnig schön in die Meta-Ebene und spielt wunderbar mit dem Spieler selbst. Genug Hinweise waren auf der Reise eigentlich auch schon da. Ich liebe derartige Twists total und es gibt einem am Ende nochmal das Gefühl, dass die Reise ihre Zeit wert war.
Großes Lob auch an die Sound-Abteilung. Es waren viele wirklich klasse Sprecher dabei (seit Gothic 2 konnte ich das über keine deutsche Vertonung mehr sagen), die Musik braucht sich auch nicht vor AAA-Titeln zu verstecken. Tolle Leistung!
Ein paar Wermutstropfen gibt es aber leider auch für mich - im Endeffekt vermutlich alles eine Folge von zu wenig "manpower". Umso bedauernswerter, dass mit dem Erfolg der Mod nicht ein richtiges Studio mit Vollzeitarbeit entstanden ist:
1. Die Skyrim-Engine als Basis empfand ich persönlich nicht als passend für die Art des Erzählens. Es wurde wirklich viel rausgeholt, aber mit einer schönen third person Variante mit tatsächlichen Sequenzen a la The Witcher wär das Ding noch wesentlich intensiver geworden. Natürlich eine "Kritik", an der aufgrund der Ressourcen nichts zu machen ist.
2. Bei den Begleitern war ich etwas enttäuscht, dass man denen pausenlos in den A***** kriechen muss, um Sympathien zu sammeln. Bei Jespar hatte ich beispielsweise auf eine interessante Diskussion über Religion gehofft, als man gegen seine harte Linie auch mal etwas pro-religiöses Kontra geben konnte, stattdessen wurde man mit Negativpunkten abgestraft und das Thema war vorbei. Bei Männerfreundschaften muss doch auch mal eine gesunde Diskussion möglich sein . Man kann hier natürlich argumentieren, dass die eben auch ihre Persönlichkeiten haben, aber da man auf zwei Personen limitiert ist, wiegt es da umso schwerer und man kann nicht wirklich Charaktere als "den mag ich halt nicht" abtun. Gerade beim Thema Religion hätte ich das auch ganz nett gefunden, statt die Spieler hier indirekt zum hardcore-Atheismus zu drängen, zumal abseits davon das Thema wesentlich vielschichtiger dargestellt wurde.
3. Ich bin mit zwei Einhandwaffen und leichter Rüstung an den Start gegangen und hatte hier eine sehr unglückliche Schwierigkeitskurve. Ich bin nicht der beste Spieler, okay, aber phasenweise war das Spiel für mich zwischen Anfang und Mitte unfassbar schwer und ich war quasi dazu genötigt, alle Nebenquests zu machen, um irgendwie Geld hereinzubekommen. Ich hatte an einem Punkt 50 Lernpunkte und einfach keine Groschen, um meine Kampffähigkeiten zu bessern. Gegner haben mich mit ein paar Schlägen ins Nirvana befördert und ich konnte Kämpfe nur durch pathfinding-exploits mit dem Bogen gewinnen. Irgendwann war dann ein kritischer Punkt erreicht und ich konnte wieder problemlos alles wegschnetzeln. Das hat die gesamte Spielerfahrung etwas gedämpft. Gefühlt waren die Knochenreißer der Benchmark: Sobald man davon einen schafft, ist das Spiel gesichert .
4. Als großer Fan von Dialog-lastigen Spielen a la Bioware hätte ich mir mehr von "Rhetorik" erhofft. Ich habe da ziemlich viel reingesteckt und im ganzen Spiel gefühlt vielleicht ein oder zwei mal etwas davon gehabt. Meistens waren es nur zum Scheitern verurteilte Versuche. Ich vermute mal, das ist dann auch der Nachteil einer vollen Synchronisation - gesprochen ist gesprochen und man muss zusehen, nicht zu viele Zweige zu haben. Wenn das Ziel von Enderal ohnehin ist, einen mehr linear durch alles zu führen, hätte man die Rhetorik meiner Meinung nach dann auch rausnehmen oder mehr als Handelsskill bewerben können. Möglicherweise hätte mir das auch den vorherigen Punkt erleichtert, weil ich mehr Geld in Kampffähigkeiten gesteckt hätte.
5. Viele Bugs haben die Erfahrung auch ein wenig geschmälert, aber das ist wohl zureichend bekannt. Das Spiel ist mir insgesamt bestimmt 40 Mal abgestürzt; Begleiter sind manchmal irgendwo hängen geblieben und die Story ging nicht voran, bis ich sie wie ein Schafhirte wieder eingesammelt habe; Calia bringt mich zu einem "Ort, wo wir alleine sprechen können" und ich lande in einem Gebäude, wo wir uns zwischen zwei Typen unterhalten; vorbeilaufende Leute schreien ihre one-liner zwischen wichtige Storyabschnitte; vorbeilaufende Passanten drängen mich vom Gesprächspartner weg; etc. etc.. Bezeichnenderweise habe ich das Spiel auch mit abstürzenden Credits beendet.
Genug gemeckert: Hat mir riesen Spaß gemacht und ich find's super, mal wieder etwas original auf Deutsch spielen zu können. Auf zum Spenden-Button!
Da hier ja scheinbar immer noch unglaublich viel los ist, versuche ich mal, meinen Beitrag ein wenig kürzer zu halten (ach, wird eh nichts...). Wollte nur auch noch ein wenig Feedback da lassen, da so ein Mammuts-Freizeitprojekt das meiner Meinung nach einfach verdient.
Fangen wir mal positiv an: Mit der Hauptgeschichte habt ihr wirklich wahnsinniges geleistet. Ich persönlich bin kein großer Fan von der Skyrim-Engine für intensives Storytelling (eher zum entdecken und genießen von Soundtrack und Atmosphäre), aber ihr habt es wirklich geschafft, sehr intensive Abschnitte in die Hauptgeschichte einzubauen, die sich auch trotz der Limitierungen Abwechslungsreich gespielt haben und einen teilweise intensiv in den Bann gezogen haben. Die Prüfung zur Aufnahme im Orden ist mir dabei sehr positiv im Gedächtnis geblieben als Paradebeispiel: Man lernt neue Leute kennen, wandert mit denen ein wenig umher, auf dem Weg passiert dann noch unvorhergesehenes, während alle Charaktere sich darüber austauschen und einem so aktiv näher gebracht werden - derartige Kleinigkeiten sind es, die für mich gute Spielerlebnisse schaffen. Man hört sich nicht nur ein wenig was an, läuft dann schweigend irgendwo kämpfend hin, um sich den nächsten Storyabschnitt anzuschauen. Stattdessen lernt man aktiv neue Dinge über die Welt und ihre Bewohner kennen. Auch dass vor morbideren Themen nicht zurückgeschreckt wird und trotzdem keine klassischen Bösewichte vorhanden sind, finde ich klasse.
Das Ende geht auch wahnsinnig schön in die Meta-Ebene und spielt wunderbar mit dem Spieler selbst. Genug Hinweise waren auf der Reise eigentlich auch schon da. Ich liebe derartige Twists total und es gibt einem am Ende nochmal das Gefühl, dass die Reise ihre Zeit wert war.
Großes Lob auch an die Sound-Abteilung. Es waren viele wirklich klasse Sprecher dabei (seit Gothic 2 konnte ich das über keine deutsche Vertonung mehr sagen), die Musik braucht sich auch nicht vor AAA-Titeln zu verstecken. Tolle Leistung!
Ein paar Wermutstropfen gibt es aber leider auch für mich - im Endeffekt vermutlich alles eine Folge von zu wenig "manpower". Umso bedauernswerter, dass mit dem Erfolg der Mod nicht ein richtiges Studio mit Vollzeitarbeit entstanden ist:
1. Die Skyrim-Engine als Basis empfand ich persönlich nicht als passend für die Art des Erzählens. Es wurde wirklich viel rausgeholt, aber mit einer schönen third person Variante mit tatsächlichen Sequenzen a la The Witcher wär das Ding noch wesentlich intensiver geworden. Natürlich eine "Kritik", an der aufgrund der Ressourcen nichts zu machen ist.
2. Bei den Begleitern war ich etwas enttäuscht, dass man denen pausenlos in den A***** kriechen muss, um Sympathien zu sammeln. Bei Jespar hatte ich beispielsweise auf eine interessante Diskussion über Religion gehofft, als man gegen seine harte Linie auch mal etwas pro-religiöses Kontra geben konnte, stattdessen wurde man mit Negativpunkten abgestraft und das Thema war vorbei. Bei Männerfreundschaften muss doch auch mal eine gesunde Diskussion möglich sein . Man kann hier natürlich argumentieren, dass die eben auch ihre Persönlichkeiten haben, aber da man auf zwei Personen limitiert ist, wiegt es da umso schwerer und man kann nicht wirklich Charaktere als "den mag ich halt nicht" abtun. Gerade beim Thema Religion hätte ich das auch ganz nett gefunden, statt die Spieler hier indirekt zum hardcore-Atheismus zu drängen, zumal abseits davon das Thema wesentlich vielschichtiger dargestellt wurde.
3. Ich bin mit zwei Einhandwaffen und leichter Rüstung an den Start gegangen und hatte hier eine sehr unglückliche Schwierigkeitskurve. Ich bin nicht der beste Spieler, okay, aber phasenweise war das Spiel für mich zwischen Anfang und Mitte unfassbar schwer und ich war quasi dazu genötigt, alle Nebenquests zu machen, um irgendwie Geld hereinzubekommen. Ich hatte an einem Punkt 50 Lernpunkte und einfach keine Groschen, um meine Kampffähigkeiten zu bessern. Gegner haben mich mit ein paar Schlägen ins Nirvana befördert und ich konnte Kämpfe nur durch pathfinding-exploits mit dem Bogen gewinnen. Irgendwann war dann ein kritischer Punkt erreicht und ich konnte wieder problemlos alles wegschnetzeln. Das hat die gesamte Spielerfahrung etwas gedämpft. Gefühlt waren die Knochenreißer der Benchmark: Sobald man davon einen schafft, ist das Spiel gesichert .
4. Als großer Fan von Dialog-lastigen Spielen a la Bioware hätte ich mir mehr von "Rhetorik" erhofft. Ich habe da ziemlich viel reingesteckt und im ganzen Spiel gefühlt vielleicht ein oder zwei mal etwas davon gehabt. Meistens waren es nur zum Scheitern verurteilte Versuche. Ich vermute mal, das ist dann auch der Nachteil einer vollen Synchronisation - gesprochen ist gesprochen und man muss zusehen, nicht zu viele Zweige zu haben. Wenn das Ziel von Enderal ohnehin ist, einen mehr linear durch alles zu führen, hätte man die Rhetorik meiner Meinung nach dann auch rausnehmen oder mehr als Handelsskill bewerben können. Möglicherweise hätte mir das auch den vorherigen Punkt erleichtert, weil ich mehr Geld in Kampffähigkeiten gesteckt hätte.
5. Viele Bugs haben die Erfahrung auch ein wenig geschmälert, aber das ist wohl zureichend bekannt. Das Spiel ist mir insgesamt bestimmt 40 Mal abgestürzt; Begleiter sind manchmal irgendwo hängen geblieben und die Story ging nicht voran, bis ich sie wie ein Schafhirte wieder eingesammelt habe; Calia bringt mich zu einem "Ort, wo wir alleine sprechen können" und ich lande in einem Gebäude, wo wir uns zwischen zwei Typen unterhalten; vorbeilaufende Leute schreien ihre one-liner zwischen wichtige Storyabschnitte; vorbeilaufende Passanten drängen mich vom Gesprächspartner weg; etc. etc.. Bezeichnenderweise habe ich das Spiel auch mit abstürzenden Credits beendet.
Genug gemeckert: Hat mir riesen Spaß gemacht und ich find's super, mal wieder etwas original auf Deutsch spielen zu können. Auf zum Spenden-Button!