HanSoloOne hat geschrieben:
Ich finde diesen Kritikpunkt aber gewaltig! Somit wirkt die Spielwelt lediglich wie eine Hintergrundkulisse und vermittelt kein lebendiges Spielgefühl. Ob der Aufwand so immens gewesen wäre, wie du vermutest, lasse ich mal dahingestellt.
Auf jeden Fall ist dieser Umstand absolut unglaubwürdig. Ob man es hinnimmt oder nicht, ändert an der Tatsache nichts.
Naja, es gibt jetzt wirklich wichtigeres als ein paar 3D-Modelle, die am Ende eh alle im Spielerinventar verschwinden. So unglaubwürdig ist das auch nicht, schließlich steckst du ja auch in der Realität nicht alles in die Taschen, was nicht niet- und nagelfest ist.
Definitiv hätte man die Welt kleiner machen können, garantiert nicht schlauchartig. Wie es bspw. in Teil 2 der Fall war
Gothic 2 z.B. hatte eine Spielzeit von 50h+ in einer relativ kleinen Spielwelt. Die Spielwelt von Witcher 3 ist 50? 75? 100? mal so groß, die Spielzeit hingegen nur etwa doppelt so lang. Das zeigt doch schon, dass es wohl nicht geschafft wurde, einen Content zu implementieren, der der Größe der Spielwelt gerecht wird. Die Größe mag wohl durch den Roman vorgegeben sein, das sehe ich ein. Dann muss sich der Entwickler dennoch diese Kritik gefallen lassen
Dass die Spielwelt so groß ist, hat einfach mit dem realitätsnahen Ansatz im Weltenbau zu tun. In Gothic ist ja fast jede Ecke der Welt mit irgendwas gefüllt. Das ist abwechslungsreich, aber eben alles andere als realistisch. Das soll jetzt übrigens keine Wertung sein, denn wie gesagt, ich mag beide Ansätze. Eigentlich hätte man natürlich auch den ganzen Fillercontent weglassen müssen, wenn man das mit dem Realismus konsequent umgesetzt hätte.
Mit "Vorbeilaufen" ist es aber nicht getan. Dieser Content ist Bestandteil der Spielwelt und macht sie unglaubwürdig. Ob man den Content mitnimmt oder nicht.
Es macht die Welt sicher nicht glaubwürdiger, aber wenn man das Ganze ignoriert, fällt es eigentlich kaum auf. Es sei denn, man regt sich ständig drüber auf, sobald irgendwo die Nachricht "Monsternest entdeckt" über den Bildschirm flimmert. Ich finde das Ganze auch nicht gut und bin der Meinung, dasss Witcher 3 ohne den Fillercontent ein besseres Spiel geworden wäre, aber anders als in vielen anderen Spielen wird es einem nicht aufgedrängt und man kann solche Sachen sehr gut umgehen. Ein bisschen weniger Mainstream, ohne diese ganzen Assassins-Creed-Anleihen, hätte dem Spiel aber zweifellos gut getan. Die Frage ist nur, ob dann nicht auch in anderen Bereichen gespart worden wäre, denn dann hätte man sicherlich viel weniger Geld in die Entwicklung gesteckt.
Das heißt ja nicht, dass es keine Spiele gibt, die noch filmmäßiger designed sind.
Wie gesagt: auf niedrigstem Schwierigkeitsgrad ist es quasi ein Film. Da geht es dann nur noch darum, möglichst schnell der in vielen Cutscenes geschilderten Story zu folgen.
Da der niedrigste Schwierigkeitsgrad eher eine Art Cheatmodus ist, bei dem nahezu jeder Gegner sofort tot umfällt und man selbst quasi unverwundbar ist, zählt das Argument aber nicht. Umgekehrt könnte ich auch sagen, dass Witcher 3 ein Prügelspiel ist, weil man auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad so viel Zeit mit Kämpfen verbringt.
Geralt ist ein Hexer und hat übermenschliche Fähigkeiten. Daher ist er kein (normaler) Mensch.
Übermenschliche Fähigkeiten besitzt auch der Held in Gothic am Ende des Spiels. Typisch RPG, würde ich sagen.
Da hast du wohl recht. Ändert aber nichts daran, dass man sich bei der Entscheidung, ein solches Spiel zu erstellen klar sein muss, dass die Immersion stark darunter leidet.
Gibt es dann außer der Gothic-Reihe überhaupt RPGs, die du immersiv findest? Ich meine, sonst gibt es doch keinerlei Spiele (ok, Nehrim), die dieses System einsetzen. Von daher finde ich es etwas übertrieben zu sagen, dass darunter die Immersion "stark leidet."
Das finde ich tatsächlich auch. Witcher 1 hat mir am Ehesten gefallen und ich muss zugeben, dass ich es recht gerne gespielt habe. Ganz im Vergleich zu den beiden anderen Teilen.
Das Setting mag zwar rau, düster und erwachsen sein. Zu einer stimmigen Atmosphäre gehört aber noch wesentlich mehr, wie ich finde. Eben ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit und das fehlt imo halt gerade bei Witcher 3 an jeder Ecke.
Aber ich bin auch in dem Punkt deiner Meinung: TES ist in einigen dieser Punkte wesentlich schwächer
Da sind wir ja zumindest hinsichtlich Teil 1 einer Meinung. Und Teil 2 hat mir auch nicht wirklich gefallen, da zu viel Hollywood-Bombast-Inszenierung. Teil 3 fand ich aber wieder deutlich besser: Weniger Hollywood, dafür viel slawische (bzw. auf Skellige germanische) Mythologie und Märchen. Die Muhmen, die schwarze Schönheit, das Ahnenfest, der Werwolf in Freyas Garten, der Krötenprinz aus dem DLC ... Diese nahezu perfekte Einbindung von mythischer Folklore ist für mich die absolute Stärke der Witcher-Reihe und ein Alleinstellungsmerkmal in der RPG-Welt.
NACHTRAG: was mir gerade noch einfällt, das sind die unsäglichen Faustkämpfe. Auch wieder ein "Feature" der Kategorie "künstlich". In jeder Siedlung finden in irgendeiner Taverne oder davor diese Faustkämpfe statt. Sehr schlecht und unglaubwürdig implementiert. Da merkt man, dass es sich nur um einen Platzhalter handelt, dessen Mechanismus nach Schema F abläuft. Nicht stimmig.....
Stimmt, die Faustkämpfe sind auch nur Fillercontent. Wobei ich die noch besser fand als die öden Monsternester.
Metanoeite hat geschrieben:
Ganz kurz, und nur deshalb weil ich das als Entwickler zunehmend subjektiv finde wenn in die Richtung Faulheit oder fehlender Ambition spekuliert wird: Es ist einfach, Faulheit zu unterstellen, wenn man die Rahmenbedingungen einer millionenschweren Produktion nicht kennt (...). Am Ende heißt es für die führenden Mitarbeiter bei den Produktionen nämlich nicht: "Sammeln wir coole Ideen und verwandeln sie in Spielwelten - magic!", sondern "Was ist wie teuer, wie groß ist der Nutzen, wie viel Geld haben wir und müssen wir A einstampfen, wenn wir B machen wollen?".
Sorry, bei so langen Beiträgen kann es schonmal vorkommen, dass ich nicht jedes einzelne Wort weise abwäge, bevor ich auf den "Absenden"-Button drücke. Ich wollte eigentlich damit eigentlich nur ausdrücken, dass die Entwickler offenbar andere Sachen eben wichtiger fanden. Tut mir leid, wenn das jetzt falsch rübergekommen ist. Ich hoffe aber, dass man, wenn man meinen Beitrag in seiner Gesamtheit ließt, durchaus erkennen kann, dass ich die Entwickler von CDProject hier nicht unangemessen kritisieren möchte, sondern im Gegenteil ihre Arbeit eher verteidigt habe.